Kylie Minogue – Kiss Me Once

Kylie Minogue

In aller Regelmäßigkeit beglückt Kylie Minogue nun bereits seit 27 Jahren die Musikwelt. Bis zu ihrem letzten Album „Aphrodite“ im Jahr 2010 war durchschnittlich alle zwei Jahre ein neues Album fällig. Für ihre nunmehr zwölfte LP nahm sich die gebürtige Australierin dann doch ein wenig mehr Zeit. Der Vorbote „Into The Blue“ versprach ein poppiges Album aus dem Hause Minogue. Geworden ist „Kiss Me Once“ jedoch ein musikalisches Potpourri aus kantigen Dubstep-Klängen, kitschigen Pop-Sounds aus beinahe vergessenen „Light Years“-Zeiten und ganz viel Sex.

Nachdem der Genre-Marathon mit der Lead-Single „Into The Blue“ beginnt, schickt sich Kylie Minogue gleich mit dem zweiten Titel an, das Tempo merklich zu erhöhen. Auch wenn das gediegene Intro zunächst anderes erwarten lässt, „Million Miles“ ist der schnellste Track des Albums und verbirgt Minogues gesangliches Highlight des Albums. Die Bridge singt die kleine Australierin gefühlt eine Oktave tiefer und verleiht ihrer Stimme prompt wesentlich mehr Volumen. Wer es gerne etwas kantiger hätte, der ist mit „I Was Gonna Cancel“ bestens bedient. Niemand geringeres als Pharrell Williams zeigt sich für die edgy Mid-Tempo-Nummer verantwortlich. Trotz der skurrilen Kombination aus reduziertem Elektro-Instrumental und Operetten-Gewimmer sowie der etwas eigenwilligen Melodienwechsel beim Gesang setzt sich der Song durch seine Eigendynamik direkt im Ohr fest.

Noch bevor es überhaupt etwas zu hören gab, sorgte hingegen die Tatsache für Aufregung, dass gleich drei der elf Albumtracks das Wörtchen „Sex“ in ihrem Titel tragen. Bis auf die Namensgebung ist jedoch an keinem der Songs etwas auszusetzen. Während „Sexy Love“ sich im Chorus unerwartet zu einem sich am Rande des Kitsch bewegenden Gute-Laune-Radio-Sommerhit entwickelt, ist bei „Sexercize“ der Name Programm. Was er auch immer zu bedeuten hat. Lasziv haucht sich Minogue durch den Song und beweist, dass man auch mit wabernden Dubstep-Sounds einen – na was wohl – sexy Song produzieren kann. Die Sex-Trilogie kommt mit „Les Sex“ zu ihrem fulminanten Höhepunkt – und dem des Albums. Auch hier greift Executive Producerin Sia in die Dub-Step-Kiste und paart schranzige Sounds mit zuckersüßem Xylophon-Geklimper. Nach der äußerst reduzierten Middle-8 wirkt der hymnenartige Refrain noch mitreißender als er ohnehin schon ist.

Die experimentellste Nummer ist mit „Fine“ der einzige Song, an dem die Interpretin mitgeschrieben hat. Die Nummer ist quasi ein Duett von Minogue mit ihrer verzerrten Zweitstimme auf einer Komposition aus Pianoklängen und House-Sounds. „Fine“ wirkt wie eine Kollage aller verbliebenen Sound-Schnipsel, die am Ende des Tages übrig geblieben sind, zum Wegwerfen aber zu schade waren.

Für Besitzer der Standard-Version des Albums ist nach nicht einmal vierzig Minuten Schicht im Schacht. Das kommt gleich doppelt überraschend, da der Rausschmeißer „Fine“ ziemlich unvermittelt endet und „Kiss Me Once“ generell ein sehr kurzweiliges Hörvergnügen ist. Nach wie vor darf man von Kylie Minogue keine gelungenen tiefgründigen Balladen erwarten. „Beautiful“, die schmalzige Kollaboration mit Enrique Iglesias beweist das auf schmerzliche Art und Weise. Ansonsten ist „Kiss Me Once“ eine ordentlich produzierte Platte, die trotz ihrer musikalischen Unbestimmtheit wie aus einem Guss wirkt.

Kylie Minogue - Kiss Me Once

Kiss Me Once
VÖ: 14.03.2014
Parlophone (Warner Music)

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