Khruangbin – A La Sala

Khruangbin
(c) David Black

Ein Schritt zurück, um zwei Schritte nach vorne zu gelangen: Obwohl sie ob ihrer gemeinsamen Platten mit Leon Bridges und Vieux Farka Touré sowie diversen Live-Releases gefühlt eigentlich immer präsent waren, hat das letzte reguläre Album von Khruangbin tatsächlich knapp vier Jahre auf dem Buckel. Während man sich zuletzt musikalisch noch weiter öffnete, mehr Gesang hinzunahm und das Storytelling nicht alleine der Musik überließ, versteht sich die vierte reguläre Platte als Rückkehr zur Essenz des Trios, das sich fast ausschließlich instrumental durch mystische Stimmungen tankt und auf Reisen durch das Selbst begibt. „A La Sala“ orientiert sich wieder an den früheren Releases und betont zugleich das Persönliche der letzten Alben.

Dass nun ein etwas anderer, dennoch vertrauter Wind wehen würde, zeigte bereits der erste Vorbote „A Love International“ recht eindrucksvoll. Das drummende Metronom DJ Johnson findet binnen kürzester Zeit zu einem simplen wie wuchtigen Beat, der gefühlt immer lauter wird. Laura Lee Ochoa entlockt ihrem Bass packende Deepness, die durch Mark und Bein fährt, während die Lead-Gitarre von Mark Speer über den Dingen steht, das Arrangement gekonnt umspielt. Es ist dies einer von vergleichsweise wenigen lauten, tanzbaren Momenten, die etwas sparsamer eingesetzt werden. Wenn sie aber kommen, wie im süßlichen und doch so treibenden „Hold Me Up (Thank You)“, dann sind sie geradezu unwiderstehlich, ohne sich aufzudrängen. Selbst der rare Gesangseinsatz kommt gut.

Stark sind aber auch die zurückgelehnten, verträumten Momente mit psychedelischen Untertönen, die Khruangbin wie nur wenige andere beherrschen. Im zarten „May Ninth“ regiert die endlose Leichtfüßigkeit, frühlingshaft und voller Magie. „Todavía Viva“ lebt von kleinen synthetischen Einschüben, von einer gekonnt gesetzten Pause und von charmanter, mitreißender Deepness. Im rhythmusbetonten „Pon Pón“ kommen Explosivität und Verspieltheit zusammen. Der vermeintliche Widerspruch geht genüsslich und doch relaxt nach vorne, wo bereits der Opener „Fifteen Fifty-Three“ mit seiner warmherzigen Gitarre verzaubert, erfrischende Schwere einbringt und doch eine zarte Wüstenbrise wehen lässt.

Tatsächlich wirkt „A La Sala“ wie eine Hinwindung zu den Anfängen, die mit jüngeren Erkenntnissen offen umgeht. Der reduzierte Minimalismus der Dinge rückt wieder in den Mittelpunkt, sorgsam errichtete Stimmungsträger dominieren das Geschehen, fahren durch Mark und Bein, fühlen sich dennoch so frisch und entspannt an. Khruangbin entfesseln einmal mehr die Kraft ihrer Musik und loten jenen Sound, den nur sie beherrschen, erneut aus – ganz vertraut, ganz anders, dabei stets spannend und mitreißend. Auch das vierte reguläre Album des Trios entwickelt sich zu einem musikalischen Fest, von dem man sich nicht losreißen will.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.04.2024
Erhältlich über: Dead Oceans (Cargo Records)

Website: www.khruangbin.com
Facebook: www.facebook.com/khruangbin