Field Music – Commontime
Vier Jahre sind seit dem letzten Field Music-Album vergangen. Auf dem Papier ist das einiges, sieht man sich aber die Aktivitäten der Gebrüder Brewis in der Zwischenzeit an, so geht das vollkommen in Ordnung. Peter vertonte gemeinsam mit Paul Smith (Maximo Park) Reiseberichte, David brachte mit School Of Language eine starke Platte raus. Nun also das erneute Zusammentreffen der beiden auf „Commontime“ – 58 Minuten Musik mit kunstvollem, hibbeligem Indie-Pop und tanzbarer Gitarren-Mucke.
Ihren vielleicht besten neuen Song feuern die beiden gleich zu Beginn ab. „The Noisy Days Are Over“, zugleich auch Video-Vorbote, ist ein unwiderstehlicher Popsong mit kleinen und großen Überraschungen. Ein Hauch von Talking Heads und Hot Chip liegt in der Luft, dezente Indie-Tanzbarkeit ebenso – und dann ist der Refrain plötzlich vorbei und die Schleifen werden seltsamer, die Zwischenspiele stets kurioser. Sechseinhalb Minuten spielen sich die beiden in einen Rausch und philosophieren darüber, dass die Party- und Saufzeit langsam aber sicher vorbei wäre. Ein herrlich verstimmtes Saxophon stimmt vertraute Töne ein, Streicher und Klavier geleiten gen Untergang – was ein Brett.
War es das schon mit dem Top-Album? Mitnichten, denn auch wenn sich unter den 14 Songs der eine oder andere Filler eingeschlichen hat, machen Field Music abermals viel richtig. „It’s A Good Thing“ bringt schwülstige 80s-Gitarren-Effekte mit und trippelt herrlich seicht umher. „Disappointed“, mit drei Minuten Spielzeit sicherlich radiotauglicher als die erste Auskopplung, ginge im eingängigen Refrain mit Wurmfortsatz tatsächlih als Airplay-Hit durch. Die lakonisch geschrammelte Gitarre des verwundbaren, stellenweise auf wunderliche Art an Prince erinnernden „How Should I Know If You’ve Changed?“ ist mindestens so unterhaltsam wie die elektronische Endlos-Weirdness von „Same Name“.
Vielleicht nicht durchgängig großartig, aber über weite Strecken verdammt lecker: Bei Field Music kommt zusammen, was zusammengehört. Die Gebrüder Brewis machen nicht nur für sich eine gute Figur, sondern zelebrieren auf „Commontime“ ihre gesamte kunstvolle Kauzigkeit mit gelegentlicher Ohrwurm-Garantie. Anstregend? Auf alle Fälle, und doch meist verdammt lohnenswert.
Commontime
VÖ: 05.02.2016
Memphis Industries (Indigo)
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