Squid – O Monolith

Squid
(c) Studio UJ

Bereits das erste Album war ein Liebling unter Kritikern wie Fans, nun legen Squid mit dem ach so schweren Zeitling nach. Der nervöse und zugleich vorsichtig umrissene, krautig-jazzige Post Punk von „Bright Green Field“ entpuppte sich als Volltreffer, der auf ausgewählten, der Umständen wegen distanzierten Konzerten vorgestellt wurde. Dort jammte man sich bereits durch etwa 80 % der neuen Songs, die bereits in zumeist instrumentalen Skizzen entstanden und näher erkundet werden wollten. Die durchaus geräumige Umgebung von Peter Gabriels Real World Studios ließ den eigenen Sound aufbrechen und freier werden – eine spannende Entwicklung mit deutlich weniger Klaustrophobie, die auf „O Monolith“ vorgelebt wird.

Die feinsinnige Melodik von „Swing (In A Dream)“ eröffnet diese Platte und führt auf eine falsche Fährte, bevor schließlich die restlichen Instrumente hinzukommen und vertraute Nervosität in neue Freiräume einführt. Ollie Judges Stimme wirkt in sich ruhend, mitten im zunehmend basslastigen Arrangement eingebettet. Nicht zum letzten Mal lassen Bläser den ohnehin fieberhaften Esprit dieses Albums weiter anschwellen, bevor sich der Schlussakt ins launische Chaos stürzt. Auch das hat Methode und erhält mit dem kurzen, knackigen „Devil’s Den“ einen entsprechenden Wurmfortsatz. Der kürzeste Track des Zweitlings erhebt sich erst spät aus dem Zen-Zustand und geht durch die Decke.

Es geht aber auch ganz anders, wie beispielsweise „After The Flash“ zeigt. Einerseits meldet sich Martha Skye Murphy für einen weiteren Gastbeitrag zurück, andererseits sorgt der Einsatz eines Fairlight-Samplers, mit dem einst bereits Kate Bush arbeitete, für ein spektakuläres Anschwellen des ansonsten sehr zerrissenen Songs – wie eine hypnotisierende Aneinanderreihung von Fragmenten. Hingegen ist „Undergrowth“ die Lässigkeit in Person bzw. Ton, tänzelt mit Madchester-Leichtigkeit durch den Nebel, bevor die für Squid etatmäßige Schwere samt Jazz-Einschlag einsetzt. Eine Art imaginäre Wolkendecke schließt sich, die Kapitulation vor dem Chaos naht und wirkt doch so entspannt.

Stete, letztlich konsequente Unruhe wird zum Motor dieses packenden Zweitlings, der Post-Punk-Strukturen noch weiter aufbricht und sich stellenweise vermehrt der experimentellen Offenheit von black midi oder Black Country, New Road annähert. Und doch lässt sich ein gewisser frecher Charme mitten in den Avantgarde-Ansätzen nicht von der Hand weisen. Squid gehen auf „O Monolith“ spannende Wege, die ob des Erstlings logisch erscheinen und doch sympathische Eigenwilligkeit offenbaren. Die Live-Erfahrung sowie das neue Studio-Umfeld halfen mit Sicherheit – eine von vorne bis hinten ruhige, unbequeme und doch hochspannende Angelegenheit, die gefühlt stetig wächst, von der man einfach nicht loskommt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.06.2023
Erhältlich über: Warp Records (Rough Trade)

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