Mass Gothic – Mass Gothic

Mass Gothic

Ein Ende, um fünf Euro fürs Phrasenschwein aufzuwärmen, kann manchmal auch ein Anfang sein. Als sich Noel Heroux mit Depressionen und kreativem Frust konfrontiert sah, blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Band Hooray For Earth aufzulösen. Der verschobene Fokus auf das eigene Solo-Schaffen machte den Kopf frei und brachte neue Energie; Energie, die Heroux nun in sein Soloprojekt Mass Gothic investiert. Der in New York wohnende Künstler setzt auf dem eponymen Debüt auf Gitarrenpop in besonders kruder, experimenteller Form.

Das mächtige, dissonant-bezaubernde „Mind Is Probably“ voranzustellen, ist gleichermaßen genial wie riskant, denn bei aller Stärke dürfte dieser fünfeinhalb Minuten lange Bastard tatsächlich die sprichwörtliche Spreu vom Weizen trennen. Lange, atemlose Synthi-Brücken treffen auf vorsichtiges, balladeskes Vorantasten und immer lauter werdende Instrumentierung, während Heroux selbst im heftigsten Sturm die Ruhe bewahrt. Rund um ihn stürzt sich das forsch marschierende Arrangement schließlich ins Chaos und bricht plötzlich in media res ab – ein atemloser, hektischer und doch so lohnenswerter Auftakt.

Ist das schon alles? Keineswegs, siehe und höre beispielsweise das extrem tanzbare „Want To, Bad“. Heroux zieht es plötzlich in den Club, wo er Understatement mit Großraum-Disco-Refrain und einigen Zeilen seiner Partnerin Jessica verbindet. An anderer Stelle, in „Territory“, erinnert technoide, minimalistische Monotonie an die 80er, bevor „Soul“ mit Feedback-Schleifen und Noise kämpft. Beide Tracks haben auf ihre Art einen gewissen Reiz, zeigen aber auch, dass zu viel von einer durchaus guten Sache anstrengend sein kann.

Hier liegt auch der eigentliche Fehler von „Mass Gothic“: Heroux will zu viel mit seinen Pop-Experimenten und hat gelegentlich mit seinem Drang zur Entfremdung zu kämpfen, dem unter anderem auch das gut startende „Pier Pressure“ zum Opfer fällt. Dass direkt danach „Nice Night“ zeigt, wie eine wuchtige Halb-Ballade zu klingen hat, passt in das schizophrene Bild dieses Debüts. Schönheitsfehler sind vorhanden, doch die Reise durch diesen ganz speziellen Klangkosmos alleine ist bereits für sich den Kauf wert.

Mass Gothic - Mass Gothic

Mass Gothic
VÖ: 05.02.2016
Sub Pop (Cargo Records)

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