Mt. Wolf – Aetherlight
Gäbe es eine Band wie Mt. Wolf nicht, man müsste sie erfinden. Die schroffe Hibbeligkeit von Holy Esque trifft auf die verklärte Elektronik von Bon Iver und M83, die wiederum mit charmantem Indie-Pathos Marke Elbow kollidiert. Klingt komisch, funktioniert aber. Elektronisch behafteter, zuweilen dezent avantgardistisch angehauchter Folk-Sound mit glockenhellem Gesang wagt schwierige Experimente. Auf „Aetherlight“ trifft viel Licht auf so manchen Schatten.
Zwei der stärksten und zugleich schönsten Songs folgen gleich nach dem Intro. In „Heavenbound“ bemüht sich Sebastian Fox zunächst um tiefe Register. Feinfühlige Streicher und instrumentaler Minimalismus lassen den balladesken Refrain zur rührseligen, aufwühlenden Hymne reifen. Natürlich schwingt da ein wenig Pathos mit, doch diese gefährliche Klippe wird durch ein cleveres Arrangement locker umschifft. „Soteria“ ist sogar noch eine Spur stärker. Nun in höhere Register wechselnd, erklimmt Fox die Tonleiter. Gemeinsam mit dem brodelnden und doch fragilen Aufbau, werden stellenweise sogar Erinnerungen an Sigur Rós wach – ein großartiges, rührendes Stück Musik.
Leider können Mt. Wolf diese hohe Klasse in weiterer Folge nicht durchgehend halten. Bei einer vollen Stunde Musik ist leider auch ein wenig Verschnitt dabei. Das ellenlange Instrumental „Starliner II“ arbeitet zwar mit einem interessanten Leitmotiv, wurde jedoch unnötig ausgedehnt und zieht sich enorm. Das deutlich folkigere „Dorji“ und der Fleckerlteppich „Hamburg“ wirken eher halbfertig. Dann doch lieber das Post-Rock-Powerhouse „The Electric“, das zerbrechliche „Behoemia“ oder die zwischen Fragilität und Explosivität pendelnde Wuchtbrumme „Hex“.
Stellenweise steht sich das Trio selbst ein wenig im Weg und versucht vielleicht sogar zu viel. Clevere Ideen werden ein wenig verwässert und unnötig in die Länge gezogen. In ihren besten Momenten strahlen Mt. Wolf eine ungekünstelte Schönheit aus, die sich kaum in Worte fassen lässt. „Soteria“ und „Hex“ zählen zu den bislang besten Songs des Jahres, ohne Frage. Somit bleibt „Aetherlight“ – leider – ein wenig unter den Möglichkeiten, gibt aber immerhin ein mächtiges Versprechen in Richtung Zukunft aus. Mit Mt. Wolf muss künftig zu rechnen sein.
Aetherlight
VÖ: 23.06.2017
CRC Music Group (AL!VE)
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