Hunny – Hunny’s New Planet Heaven
Ja, verdammt noch mal. Ja, ja, ja und nochmals ja. Diese fünffache Anti-Verneinung zierte 2019 den Einstand von Hunny, die mit ihrem sonnigen Indie-Sound offene Türen einrannten. Konzerte rund um den Globus und viele weitere Highlights folgten, doch merkte das Quartett aus Los Angeles nach und nach, dass die Magie der Anfangstage ein wenig verlorengegangen war. Versuchte die EP „Homesick“ im Vorjahr bereits, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, so kommt exakt das auf dem zweiten Album durch. „Hunny’s New Planet Heaven“ verbindet die gewonnenen Erfahrungen und Skills der letzten Jahre mit dem Elan der ersten Songs und Kleinformate.
„Action –> Reaction“ ist eine dieser kleinen Perlen, die besonders hell leuchten und lockeren, lässigen Gitarren-Pop eben nicht auf Hochglanz polieren. Herz statt Seelenlosigkeit, das trifft nicht nur auf diese 170 Sekunden, sondern auf das gesamte Album zu. Für das abschließende „89cc“ trieben Hunny sogar ein Saxofon auf. Kurzweilige Jangle-Qualitäten, ordentlich Gefühl und Herz, dazu ein kleines, leicht nachdenkliches Augenzwinkern – mehr braucht es nicht. Auch „Ring In Ur Ear“ kann man sich nicht entziehen. Gemeinsam mit Justin Courtney Pierre geht es gut drei Minuten lang nach vorne, ungebremst dem Ohrwurm entgegen.
„Kick Ur Teeth In“ zeigt hingegen, dass die US-Band immer noch ums Eck denkt. Instrumentale Parameter lassen sich nach Belieben verschieben, und so rücken hier die Gitarren in den Hintergrund – ein weiterer voller Erfolg. Im eröffnenden „Bothering“ arbeiten sie sich nur langsam nach vorne, um schließlich eine pumpende, pulsierende Indie-Hymne loszutreten, richtig schön laut und sogar ein bisschen wild. Das verwaschene „My Own Age“ ist das krasse Gegenstück, kommt gänzlich ohne Drums aus und spielt – in semi-balladesken Gefilden gelegen – mit Psychedelia und Shoegaze. „Nothing Amazing Happens“ beweist hingegen in unter zwei Minuten, dass der direkte Weg häufig der beste ist.
Irgendwo zwischen Rückbesinning auf frühere Werte und Aufbruch zu neuen Ufern finden Hunny die goldene Mitte und spucken zwölf Ohrwürmer aus, die dem Einheitsbrei ein Schnippchen schlagen. Pop übernimmt insgesamt eine etwas zentralere Rolle, ohne sich auch nur annähernd von vertrauten Indie-Weisheiten zu entfernen. Stattdessen stellt sich „Hunny’s New Planet Heaven“ breit auf, wagt kleinere Experimente und schreibt zudem unfassbar mitreißende, eingängige Songs mit viel Charme, mit Herz, mit spürbarer Leidenschaft. Eine der schönsten Sommerplatten des Jahres erscheint im Herbst und sollte keinesfalls übersehen werden.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)
Website: hunnytheband.co
Facebook: www.facebook.com/hunnytheband