Greta Van Fleet – From The Fires
Ist Rock schon wieder in Nöten? Greta Van Fleet, so heißt es, seien auserkoren, den Dinosaurier zu retten. Über etwaige Notsituationen darf man geteilter Ansicht sein, wohl aber kaum über die Qualitäten der jungen Band. Vier Burschen aus dem beschaulichen Frankenmuth im Bundesstaat Michigan, 18 bis 21 Jahre alt, gelten seit dem Release ihrer Debüt-EP im April als ’next big thing‘ und werden kommendes Jahr unter anderem bei Rock am Ring und Rock im Park auftreten. Das neue Kleinformat „From The Fires“ untermauert den Hype durch musikalische Substanz.
„From The Fires“ ist gleich eine Doppel-EP geworden, vereint die vier Songs ihres ersten Releases „Black Smoke Rising“ mit brandneuem Material und Cover-Versionen. Musikalisch wildern die Jungspunde in 60s und 70s Rock-Gefilden mit starkem Blues-Einschlag und einem hörbaren Faible für Led Zeppelin. Dass Frontmann Josh Kiszka wie der bis dato unbekannte Enkelsohn von Robert Plant klingt, passt natürlich perfekt ins Bild. Der eröffnende „Safari Song“ hätte auch prima auf eine der ersten Platten der britischen Vorbilder gepasst. Ein müder Abklatsch sind Greta Van Fleet aber deswegen noch lange nicht – starke Riffs, leidenschaftlicher Gesang und eine energische Rhythmusabteilung finden bei aller Vertrautheit ihren eigenen Weg.
Dass sich ausgerechnet eine Cover-Version – „Meet On The Ledge“ von Fairport Convention – als schwächster Song dieser Platte entpuppt, passt irgendwie ins Bild. Zwischen dem verschwitzen US-Radio-Hit „Highway Tune“, dem schwülstig-bluesigen „Black Smoke Rising“ und dem schwermütigen Sam-Cooke-Cover „A Change Is Gonna Come“ ist für beste Stimmung gesorgt. Mit „Flower Power“ zeigt das US-Quartett, dass es auch gerne schon mal eine Spur ruhiger und gemütlicher sein darf. Die feinsinnige Keyboard-Arbeit im ellenlangen Schlussteil, der ein wenig an das Zep’sche Outro von „Thank You“ erinnert, greift sogar nach den Sternen.
Bei aller Vertrautheit lassen Greta Van Fleet dennoch zu jeder Zeit eine eigene Handschrift erkennen, wohlweislich tief im Retro- und Blues-Rock-Sektor verankert. Dicke Led Zeppelin-Riffs, leidenschaftlicher Gesang und jugendliche Unbekümmertheit machen aus guten Ideen eine von vorne bis hinten richtig starke EP: „From The Fires“ bestätigt die Vorschusslorbeeren und zeigt das Talent der Youngsters aus Michigan. Ein Album von ähnlichem Format könnte den Weg zur ersten jungen Stadion-Rock-Band seit Jahren ebnen.
From The Fires
VÖ: 10.11.2017
Republic Records (Universal Music)
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