Blackout Problems – Kaos

Blackout Problems

Kraft aus dem Rückschlag, Kontrolle gegen Unstetigkeit eintauschen: Die zwei Jahre seit dem Release von „Holy“ waren für Blackout Problems alles andere als einfach. Zwischen Tourstress und emotionaler Dauerbelastung entstanden reihenweise Songs im beinahe klaustrophoben Verhältnis zwischen Schein und Sein. Auf „Kaos“ ist der Name Programm – und der dem Alternative Rock entstammende Sound breiter aufgestellt denn je.

Das eröffnende „How Are You Doing“ entpuppt sich als Mission Statement. ‚Follow me into the gutter“ heißt es in den ersten Sekunden – sofort geht es in media res, nach einer halben Minute explodiert der harmonische Refrain. Was zunächst noch angepunkt und angepisst klang, entwickelt sich in Windeseile zur Rock-Hymne par excellence. Sogar für einen großen Chor bleibt Platz – das klingt ein wenig nach den Donots zu Zeiten von „Coma Chameleon“. Der nun folgende Titelsong „Kaos“ bemüht sich um Atmosphäre, kreiert offene Klangflächen und explodiert kurz vor Schluss schließlich ganz unerwartet – effektheischend, wohl aber auch richtig genial umgesetzt.

Einzig „Holly“ verzichtet auf die beinahe etatmäßige Explosion, bleibt ruhig und zurückhaltend. Das darf man schon mal ‚Tearjerker‘ nennen, geht ja auch im besten Sinne an die Substanz. Ein „Difference“ erinnert kurz an Biffy Clyro, vermengt dann Pop-Punk und Emo im Refrain – weird im besten Sinne. Schmerz und Aufbruchstimmung kollideren im wahnwitzigen „Sheep In The Dark“, das alleine schon aufgrund seiner Drumsalven imponiert. Mit dem überaus experimentellen „Gutterfriends“ (Sample-Gummitwist trifft Post-Hardcore), dem in Zwischenwelten gefangenen „911“ und dem nachdenklichen, leicht fahrigen „Kontrol“ finden sich gleich mehrere Perlen auf dieser Platte.

Großartig sind sie geworden, diese 47 Minuten. Blackout Problems beackern weiterhin alles, was ihr weitgestecktes musikalisches Feld hergibt. Dicke Hymnen, emotionale Momente, kleine Wutausbrüche und ganz viel Feingefühl zwischen den Zeilen lässt „Kaos“ anwachsen. Die Texte reißen so und so mit – sehr roh, sehr direkt; ‚heart on the sleeve‘, wie es im Englischen wohl heißen würde. Gefühlschaos: ja. Musikalisch richtig fein und unheimlich bewegend.

Blackout Problems - Kaos

Kaos
VÖ: 15.06.2018
Munich Warehouse (Cargo Records)

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