The Spitfires – Year Zero

The Spitfires

Es brodelt im britischen Underground: Mit ihrem wilden Mix aus Mod-Charme, Reggae, Ska, Punk und Indie dringen The Spitfires an die Oberfläche. Die musikalische Antwort auf Flash Morgan Webster packt pointierte sozialkritische Kommentare in kurzweilige Songs. Die letzten beiden Platten kratzen bereits an den Album-Charts auf der Insel, nun könnte es so weit sein: „Year Zero“ ist das bislang kompletteste Werk des Quartetts.

Ihren vielleicht besten Track feuern sie gleich zu Beginn ab: „Remains The Same“ wildert genüsslich in Ska-Gefilden, zieht sich die Tanzschüchen an und erinnert im besten Sinne an die frühen The Jam. Billy Sullivans tiefe, leicht rauchige Stimme fordert viel Aufmerksamkeit und nimmt den ganzen Raum ein – eine dominante Erscheinung mit ordentlich Nachdruck. Rund um den kurzen Refrain geben sich die Blechbläser die Klinke in die Hand. Wer es ein wenig flotter und rockiger mag, lässt sich „The New Age“ um die Nase wehen. Hier packen The Spitfires ihre ganze Kraft in die Gitarren, drehen die Verstärker gen 11 und liefern zwischendurch ein paar charmante Harmonien.

„By My Side“ offenbart hingegen eine ganz andere Seite. Die ellenlange, mit ausladendem Instrumental-Teil ausgestattete Ballade mit weiblichem Gesang hat zwar nette Ansätze, zieht sich aber auch ein wenig und lässt den Verve der übrigen Tracks vermissen – wie beispielsweise das kauzige „Front Line“ mit Clash-Ansätzen. In „Dreamland“ schwingt ein wenig Fernweh mit. Die abermals getragenen Töne lassen sich von psychedelischen Orgelklängen und einer singenden Ghost-Town-Gitarre geschickt gen Überflieger tragen. „Sick Of Hanging Around“ überrascht hingegen mit poppigen Indie-Harmonien im Refrain – als würden die Kaiser Chiefs ein Ska-Experiment wagen.

Natürlich sind diese 38 Minuten unheimlich schräg, aber was hat man sich sonst auch großartig von The Spitfires erwartet? Abgesehen vom etwas laschen „By My Side“ stimmt die Mischung dieses Mal. Pumpende Sommertracks treffen auf sympathisches Midtempo und kleinere Experimente. Klar, die Lyrics muss man erst einmal unter dem dicken Regiolekt entschlüsseln, dafür hört man den Briten auch wirklich zu. „Year Zero“ ist eine Sommerplatte für Denker und angehende Revoluzzer geworden, und zugleich – hoffentlich – der verdiente Durchbruch für das Quartett.

The Spitfires - Year Zero

Year Zero
VÖ: 27.07.2018
Hatch Records (Rough Trade)

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