De Staat – Bubble Gum

De Staat

Latenter musikalischer Wahnsinn hat einen Namen: De Staat. Seit Jahren brechen die Niederländer mit Konventionen der Gitarrenmusik – sie sehen sich dieser hörbar nicht exklusiv verschrieben – und durften zuletzt unter anderem Muse auf Tour supporten. Von deren Gigantismus ist zwar nichts zu hören, in punkto Experimentierfreude legt das Quintett dafür ordentlich nach. „Bubble Gum“ lässt die Grenzen zwischen Alternative und Techno vollends verschwimmen.

Bereits die Vorboten zeigen ein höchst breitgefächertes Bild. Da wäre unter anderem der Sechsminüter „KITTY KITTY“, zugleich Opener dieses Albums. Unter dem Eindruck von Trumps US-Präsidentschaft entstanden, regieren hier technoides Understatement, scharfkantige Alternative-Attacken und abgedrehte Fanfaren nebst wilden Drumsalven – eine hochgradig faszinierende Grenzerfahrung mit Refused-Schlagseite. „Mona Lisa“ wirkt zunächst eingängig, ja fast schon popppig, bevor wütende, technoide Druckwellen gen Entfremdung entführen. Und dann ist da noch „I’m Out Of Your Mind“, ein für Band-Verhältnisse geradliniger Rocker mit schroffer, elektronischer Schlagseite – tanzbar as fuck und obendrein Mosh-kompatibel.

Natürlich können De Staat auch ganz anders. Mit „Tie Me Down“ werfen sie einen ihrer seltenen ruhigen Tracks ab, zugleich auch ihr größter Ohrwurm. Rockig, hibbelig, dazu mit poppigem Understatement ausgestattet – das erinnert schon mal an Everything Everything und wird von Luwten herrlich begleitet. Mit diesem Lovesong hat die Ansage „Fake It Till You Make It“ zwar nichts gemein, der infernale Funk bekommt dem Vierminüter dafür hervorragend. Ein „Luther“ pendelt hingegen zwischen Minimalismus und wüsten Synthi-Salven – mindestens so gewöhnungsbedürftig wie der herrlich stupide Techno-Gummitwist „Pikachu“ und das ungemein laute, entstellte „Me Time“, das sogar The Prodigy zitiert.

Was in diesen 52 Minuten passiert, ist über weite Strecken einfach nur kaputt, und doch so verdammt clever und innovativ gemacht. Einiges an „Bubble Gum“ dürfte – und sollte – eigentlich nicht funktionieren. Es ist De Staats bislang ambitioniertestes Werk geworden, vielleicht auch ihr poppigstes, und doch abermals so gekonnt fernab jeglicher Konventionen angesiedelt. Die Niederländer gehen ihren Weg souverän weiter, begleitet von Konzeptkunst und packenden Melodien. Davor kann man nur den Hut ziehen.

De Staat - Bubble Gum

Bubble Gum
VÖ: 18.01.2019
Caroline International (Universal Music)

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