HotWax – Hot Shock

Zwei EPs, Top-Festival-Gigs und namhafte Supporter: Für HotWax könnte es aktuell kaum besser laufen. Das Trio aus der britischen Küstenstadt Hastings bringt mehr als verdienten Hype mit und will diesen in Zählbares umwandeln. Die Voraussetzungen stimmen: Unter anderem arbeitete man mit Catherine Marks (Boygenius, Wolf Alice), Steph Marziano (Picture Parlour, Cassandra Jenkins) sowie Warpaint-Schlagzeugerin Stella Mozgawa zusammen, teils wurden die Songs im Live-Setting eingespielt, um die besondere Bühnenenergie einzufangen. „Hot Shock“, das erste komplette Album, verbindet die unruhige Zeit des Erwachsenwerdens mit jugendlicher Unbekümmertheit.
Der schiere Drive von Songs wie „She’s Got A Problem“, die Grunge-Unwirklichkeit mit herzhaftem Alternative Rock und etwas Pop-Charme verbinden, bringen diese Platte auf den Punkt. Anfangs noch drückend und herzhaft, gestaltet sich das Geschehen zunehmend verwaschen, nur um sich doch in psychedelischen Untiefen zu verlieren – und das in gerade einmal 128 Sekunden. Im Anschluss rotzen HotWax das lässige „Wanna Be A Doll“ hin, das jedoch alles andere als egal rüberkommt. Betonte Lässigkeit, ordentlich Distortion und ein Anti-Chorus, der einen dazugedachten Mittelfinger verdammt eingängig gestaltet, ergeben einen mächtigen Mix.
Und das ist freilich nur der Anfang, wie unter anderem das zurückgelehnte „Lights On“ zeigt, mit Beteiligung von Mozgawa. Betonte Gemächlichkeit experimentiert mit Shoegaze – ein Sound, der dem Trio ebenfalls prima zu Gesicht steht. Hingegen geht „Hard Goodbye“ über weite Strecken direkt nach vorne, überschlägt sich beinahe, nimmt eine Prise Post Punk hinzu und bleibt bei aller nervöser Energie doch auf kuriose Weise eingängig. Für „Pharmacy“ nehmen HotWax das Tempo heraus, reduzieren die Instrumentierung auf ein absolutes Minimum und überraschen mit semi-balladeskem Pop-Gefühl. Das funktioniert mindestens so wie das grantige, zuweilen noisige „In Her Bedroom“.
Was HotWax in unter einer halben Stunde abliefern, ringt mehr als nur Respekt ab. Unterhaltsamer Wahnsinn, abgedrehte Unvorhersehbarkeit und Unmengen an sympathischer Eingängigkeit geben sich die imaginäre Klinke in die Hand. Tatsächlich gelingt es den Engländerinnen, sich kreativ vollends auszutoben, ordentlich neue Ufer anzusteuern und gleichzeitig ein Album abzuliefern, das wie aus einem Guss klingt, das nahtlos an die bisherigen Releases anknüpft und frischen Wind einbringt. All killer, no filler – dieses Motto lässt sich wunderbar auf „Hot Shock“ ummünzen. HotWax erfüllen sämtliche Erwartungen, schießen sogar weit über diese hinaus und demonstrieren eindrucksvoll, warum dieser Mini-Hype verdammt verdient war.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 07.03.2025
Erhältlich über: Marathon Artists (Bertus)
Website: www.hotwaxofficial.com
Facebook: www.facebook.com/hotwaxbandd