Trade Wind – Certain Freedoms

Trade Wind
(c) End Hits Records

Mehr musikalisches Notizbuch als Nebenprojekt, so oder so ähnlich lässt sich Trade Wind zusammenfassen. Die Band um Mitglieder von Stray To Your Path und Stick To Your Guns verarbeitet Ideen, die bei ihren jeweiligen Hauptbands kaum Platz hätten. Alternative Rock, ein wenig Post-Hardcore und weit offene Songstrukturen ließen bereits das Debüt „You Make Everything Disappear“ zu einer spannenden Grenzerfahrung reifen. „Certain Freedoms“ geht gefühlt gleich drei Schritte weiter.

Wie breit das Quartett auf ihrem zweiten Album aufgestellt ist, machen die ersten beiden Vorboten deutlich. „No King But Me“ rollt sehr langsam an mit poppig-spacigem Vibe und verdichtet die Atmosphäre gemächlich. Erst nach zwei Minuten setzt die verzerrte Gitarre ein, es geht in eine überraschend wie unerwartet tanzbare Richtung, das große Crescendo ist stets greifbar. Auch „I Can’t Believe You’re Gone“ wird lauter, bleibt allerdings in der Echokammer mit dickem Schlagzeug und fragilem Keyboard gefangen. Die 80er Jahre lassen grüßen, wenn diese im besten Sinne ganz andere, beateske Halb-Ballade aus den Boxen flirrt.

Großartige Songs gibt es auf diesem Album in rauen Mengen, wie beispielsweise „Nashinga“ zeigt. Immer wieder erhebt sich eine melancholische Gitarre aus den Untiefen des Seins, bringt dezente Post-Punk-Vibes ein und erinnert an Lost Under Heaven. An anderer Stelle deutet „Moonshot“ einen kleinen Wutausbruch an, bleibt jedoch in purer Nachdenklichkeit hängen. Mehr Power bringen unter anderem „Close Encounters (Of The 3rd Floor)“ und das zum Ende hin in bester Deftones-Manier abhebende „Beige“ mit.

Was nach den ersten zwei, drei Durchläufen noch einen Hauch unnahbar wirkt, entfaltet mit fortlaufender Spieldauer ungeahnte Strahlkraft: „Certain Freedoms“ macht es sich und seinem Umfeld alles andere als einfach, gibt sich unbequem und taucht, tiefer als zuvor, in überwiegend unrockbare Gefilde ein. Die experimentellen Untertöne des Trade Wind’schen Sounds verlangen Geduld, kriegen einen schließlich aber doch. Bewegende Momente satt und eine herrlich packende Palette an Emotionen lassen schlussendlich herzlich wenig vom ach so schweren zweiten Album merken.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.04.2019
Erhältlich über: End Hits Records (Cargo Records)

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