Frank Carter & The Rattlesnakes – End Of Suffering

Frank Carter & The Rattlesnakes
(c) Daniel Alexander Harris

Frank Carters musikalische Wurzeln verblassen mehr und mehr. Von Hardcore und bissigem Punk ist herzlich wenig zu hören, stattdessen setzt er gemeinsam mit seinen Rattlesnakes auf druckvollen bis hymnischen Rock mit packenden Hooks und einem Hauch von Rebellion. „End Of Suffering“, während der Londoner Hitzewelle von 2018 aufgenommen, versteht sich als Weckruf und erklärt euphorisch, dass man auch leben kann, ohne andauernd Scheiße fressen zu müssen. Mahlzeit.

Die vielleicht größte Überraschung dieser Platte verbirgt sich an fünfter Stelle: Frank Carter hat Soul und RnB für sich entdeckt, wenngleich mit Einschränkungen. Der Unterbau von „Love Games“ bleibt rockig, spielt allerdings mit dem klassischen Aufbau einer Soul-Ballade. Der leidenschaftliche Gesang passt natürlich perfekt ins Bild und darf, wenn man so will, als Pure Love verstanden werden. Tracks wie „Crowbar“, dieses kurze und kompakte Powerhouse, rücken den etwas ungewohnten Eindruck schnell wieder gerade: Hier steckt nach wie vor Carter in Reinkultur drinnen, er häutet sich bloß ein weiteres Mal.

Hits hat dieses dritte Rattlesnakes-Album – natürlich! – in rauen Mengen zu bieten. Da wäre beispielsweise „Latex Dreams“, das sich gemächlich herantänzelt und mit dicken Basslauf die Midtempo-Idylle torpediert. „Why A Butterfly Can’t Love A Spider“ arbeitet sich langsam aber beständig durch dreieinhalb mitreißende Minuten und kommt erst gegen Ende zur titelgebenden Pointe. Carters hymnische Einschübe kommen gut und wühlen auch das ansonsten recht brave „Little Devil“ auf. Das verzweifelte „Anxiety“, der unverschämt dicke Rocker „Tyrant Lizard King“ und der balladeske Titelsong bleiben ebenfalls hängen.

„End Of Suffering“ setzt den auf „Modern Ruin“ eingeschlagenen Kurs souverän fort, gibt sich vielleicht sogar noch eine Spur offener für neue Ideen (Soul und sogar eine Prise Elektronik mischen mit) und wirft nach wie vor sympathische kleine Hits ab. Frank Carter & The Rattlesnakes haben ihre Nische gefunden und graben sich noch tiefer ein in die Vielfalt ihrer musikalischen Existenz. Dicke Rocker, große Gefühle und Sinnsuche in einer unsinnigen Welt reißen abermals mit.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.05.2019
Erhältlich über: International Death Cult / AWAL (Rough Trade)

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