Ceremony – In The Spirit World Now

Ceremony
(c) Rick Rodney Photo

Die musikalische Metamorphose ist abgeschlossen: Von der räudigen Hardcore-Punk-Band über furiose Garage-Punker bis zur tiefen Verneigung vor Joy Division legten Ceremony in den letzten knapp 15 Jahren einen beeindruckenden Weg zurück. Mittlerweile ist das Quintett aus Rohnert Park im US-Bundesstaat Kalifornien bei poppig ausgelegtem Post Punk mit Art-Qualitäten angekommen und bohrt sich über weite Strecken tief in die Klänge der 80er Jahre. Irgendwo zwischen Devo, Echo & The Bunnymen und ein wenig Gang Of Four präsentiert sich ihr Relapse-Debüt „In The Spirit World Now“.

Wie anders und, zumindest wenn man den Vorgänger heranzieht, doch halbwegs vertraut Ceremony nun klingen, zeigt sich gleich zu Beginn. „Turn Away The Bad Thing“ stellt sich rund um einen launischen Basslauf, bissige Melodien und ebenso fordernden Gesang auf. Butterweicher Post Punk, charmante Pop-Ästhetik und schroffe Gitarren steuern auf einen unverschämt eingängigen, verhalten tanzbaren Refrain zu. Danach folgt entfremdete Lässigkeit in Form des Titelsongs „In The Spirit World Now“. Die US-Amerikaner betonen die etwas düstere Seite des Genres, nur um im nächsten Moment eine packende Hook vom Stapel zu lassen.

Nur selten scheinen die Wurzeln des Quintetts durch, vielleicht noch am ehesten im kurzen, aber schroffen „Never Gonna Die Now“. Die pointierten, wütenden Salven mit dickem Synthie-Einsatz erinnern entfernt an Genghis Tron. Im Anschluss platziert sich „I Want More“ von der ersten Sekunde an in radiofreundlichen Gefilden. Lockerer Rhythmus, witziger Uptempo-Bounce und eine unverschämt eingängige Melodie brennen sich ein. „Further I Was“ setzt sogar noch einen drauf und entpuppt sich als waschechter Hit. Wer den arschcoolen Refrain mit 80s-Ästhetik und einem Hauch von frühen Maximo Park nicht nach dem zweiten Durchlauf mitsingt, braucht mehr Sonne im Leben.

Natürlich gehen diese gut 32 Minuten viel zu schnell vorbei, zumal die Hit-Dichte erstaunlich hoch ist. „In The Spirit World Now“ setzt die beeindruckende Evolution Ceremonys fort, taucht noch tiefer in klassische Post-Punk-Gefilde ein und nimmt ordentlich Pop mit. Seltene gitarrenlastige Momente erinnern an die Wurzeln, rundherum wird es tanzbar, eingängig und unverschämt Hook-lastig. Für Fans der ersten Stunde dürften Ceremony nun ziemlich irrelevant geworden sein, alle anderen dürfen sich auf einen vorwitzigen, unorthodoxen und unerwartet radiofreundlichen Leckerbissen freuen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.08.2019
Erhältlich über: Relapse Records (Rough Trade)

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