TaxiWars – Artificial Horizon

TaxiWars
(c) Anton Coene

Seit bald drei Jahrzehnten verpassen dEUS der belgischen – und europäischen – Rock-Szene wiederholte Frischzellenkuren. Ihre letzte Platte hat zwar bereits sieben Jahre auf dem Buckel, die Veteranen machen aber noch weiter. Frontmann Tom Barmans zweite große Liebe gilt allerdings dem Jazz, TaxiWars ist die dazugehörige Spielwiese. Lässige Grooves, coole Jazz-Standards, 80s-HipHop-Beats und gut durchdachte Lyrics begleiten das Unterfangen. „Artificial Horizon“ ist bereits das zweite Studioalbum.

Das eröffnende „Drop Shot“ bringt das Geschehen prima auf den Punkt. Unheimlich smooth arbeitet sich das Quartett voran, gerade der Rhythmusabteilung gebührt höchster Respekt. Von tiefer Entspannung bis zu intensiven Momenten kurzweiliger Muskelspiele ist es oft nicht weit, kleine Samples und das omnipräsente Saxophon statten das Geschehen entsprechend aus. Danach widmet sich „Sharp Practice“ der tanzbaren Seite der TaxiWars. Verruchte Grooves, arschcoole Backings und die Lässigkeit der Fun Lovin‘ Criminals halten Einzug, spielen sogar ein wenig mit Funk und HipHop. Struktur lässt sich bestenfalls als loses Konstrukt versteht, der Track schwebt und flirrt stattdessen mit wachsender Begeisterung.

Was Schlagzeug und Bass auf die Beine stellen, ringt immer wieder von Neuem Respekt ab. In „Safety In Numbers“ dreht das Groove-Duo so richtig auf, setzt geschickte Zäsuren und spornt einen ansonsten eher braven Track zu tanzbaren Höchstleistungen an. Der viel zu kurze Titelsong „Artificial Horizon“ schwingt das Tanzbein zu vertrackten Grooves und „Infinity Cove“ ändert die Vorzeichen gefühlt mehrfach pro Sekunde. Das lockere, musikalisch aufgebrochene „They’ll Tell You You’ve Changed“ mit endloser Piano-Schleife zäumt das Pferd schließlich von hinten auf und beschreitet neue Pfade.

Barmans Faible für Jazz treibt spannende Blüten. Mit TaxiWars löst er sich abermals (fast) komplett vom überlebensgroßen Schatten seiner Hauptband und groovt mit wachsender Begeisterung durch die Lande. Gerade die Rhythmusabteilung verdient höchsten Respekt, vom selbst für Jazz-Verhältnisse unorthodox eingesetzten Saxophon ganz abgesehen. „Artificial Horizon“ macht richtig gute Laune und lässt einfach nicht still sitzen – eine packende Erfahrung zwischen mehreren musikalischen Welten, die sofort süchtig macht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.09.2019
Erhältlich über: Sdban Ultra (Rough Trade)

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