AFAR – The Refuge

AFAR
(c) AFAR

Zwei Musiker*innen mit höchst unterschiedlichem Hintergrund – Electro bzw. Jazz, Kraut, Soul und Singer/Songwriter – entdecken gemeinsam spektakuläre Klangwelten. Joseph und Elena lernten sich bereits 2014 bei einer Jam-Session kennen. Als AFAR vereinen sie ihre musikalischen Interessen und schaffen dabei Neues, das mit eindrücklichem Selbstbewusstsein zwischen den sprichwörtlichen Stühlen Platz nimmt. Auf eine ausgiebige Tour als Support von Kerala Dust sowie mehrere Festival-Auftritte folgt nun das zweite Album „The Refuge“, das künstlerische Befreiung auf kreative wie bekömmliche Weise anlanciert.

Bereits das eröffnende „Plastic Riot“ geht unter die Haut und ins Ohr. Einfacher Beat, wuchtiger Bass, behutsam eingesetzte Elektronik und Elenas über den Dingen stehende Stimme suchen nach harmonischer Verwirklichung und finden technoide Entfremdung, der dennoch etwas Warmherziges anhaftet. Widersprüche gehören eben dazu, und „The Beach“ bringt diese auf den Punkt. Hier schimmern TripHop-Vibes durch, man glaubt Singer/Songwriter-Synergien zu erkennen, bevor am Ende Beeps und Bleeps das Zepter an sich reißen und das Verwirrspiel komplettieren.

Da passt ein Song wie „Hold Me Dear“ ebenso prima ins Bild – ellenlang, reduziert und beinahe fragil. Das Spiel mit jazzigen Noten, mehreren Stimmen und semi-balladesker Leisetreterei gewinnt nur sehr langsam an Energie und Intensität, deutet ein finales Abheben an und verliert sich letztlich gekonnt in angenehmer Magie. Auch „On Me“ mag die Ruhe, strahlt trotz kraftvollem Beat Entspannung aus, in der zweiten Hälfte von der Gitarre gen neue Ufer getragen. Dort wartet bereits das kuriose, an alt-J erinnernde „Hit Me Up“, schwer greifbar und überaus konkret zu gleichen Teilen.

Was hier passiert, nun, das erschließt sich erst nach ein paar Durchläufen. „The Refuge“ haftet eine gewisse Mystik an, eigentümlich und ausdrucksstark zu gleichen Teilen. Selbst in den reduzierten Momenten steckt unheimlich viel Kraft – man muss sich bloß darauf einlassen. AFAR lassen Vergleiche mit allerlei Prominenz zu (Radiohead wollen in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnt werden), ziehen jedoch ihr eigenes Ding durch. Ist es Pop? Ist es Electronic? Ist es krautiger Jazz? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und schafft tatsächlich etwas Neues, so experimentell wie begeisternd. AFAR verdienen sich in dieser Form volle Aufmerksamkeit für eine wohl goldene Zukunft.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.10.2023
Erhältlich über: Laut & Luise

Website: musicfromafar.de
Facebook: www.facebook.com/afar.live