Refused – War Music

Refused
(c) Tim Tronckoe

In den 90er Jahren revolutionierten Refused Gevatter Hardcore und brachen am Höhepunkt in sich zusammen. Seit 2012 spielen sie wieder Konzerte, kurz darauf folgte das Comeback-Album „Freedom“ – kurzweilig, durchaus experimentell, eigentlich eine runde Sache. Die Schweden um Dennis Lyxzén beweisen weiterhin Haltung von Kapitalismuskritik bis zur Unterstützung von Hilfsprojekten, beschreiten aber auch neue Wege. So steuern sie unter dem Alter Ego Samurai den Soundtrack zu einem Game, das kommendes Frühjahr in den Läden stehen soll, bei. Eine neue Refused-Platte kam dabei auch die Ecke, und „War Music“ erfüllt die Erwartungen.

Schnell zeigt sich: Es geht wieder zurück in deutlich konventionellere Gefilde, Experimente bleiben die Ausnahme. Hardcore Punk, Post-Hardcore und ein wenig Indie formen das Rückgrat des fünften Studioalbums. Wilde Electro- und Jazz-Spielereien rücken in den Hintergrund, stattdessen wird es unbequem. „REV001“ eröffnet mit nachdenklichem Gesang, dann fahren erste Druckwellen aus den Boxen. Das Intro soll auf die falsche Fährte führen, bricht aber ab und an durch das Arrangement. Rundherum macht das Quintett mit wachsender Begeisterung Druck. „Violent Reaction“ rollt ebenfalls langsam an, nur um urplötzlich überzukochen. Lyxzén schreit und windet sich, wie in besten Zeiten.

Natürlich denken Refused weiterhin um gleich mehrere Ecken, das gehört schließlich zu ihrem Sound. Wie „Death In Vännäs“ tanzbar und verzweifelt anmutet – Post Punk-Einflüsse überraschen – schließlich aber wieder komplett am Rad dreht, kommt gut. „I Wanna Watch The World Burn“ serviert eine fieberhafte Indie-Hookline, drumherum fühlt man sich an metallisierte The Hives erinnert. Und dann sind da noch Dampfhammer wie „The Infamous Left“, die mit voller Wucht explodieren, Gift und Galle speien. Das wütende „Turn The Cross“ schielt sogar verstohlen in Math-Gefilde, nur um am Höhepunkt die Zäsur zur Kür zu erklären.

Refused lassen sich weiterhin nicht in gängige Schemata zwängen, auch wenn „War Music“ vergleichsweise konventionell wirkt. Man kennt den Sound der Schweden bereits, wirkliche Überraschungen bleiben aus und selbst die beinahe obligatorischen Indie- und Electro-Exkurse erfüllen die Erwartungen. Ist das zweite Post-Comeback-Album des Quintetts daher verzichtbar? Mitnichten, denn reihenweise Wellenbrecher, präzise kanalisierte Aggression und gewohnt kritische Worte, über die man angesichts der Positionierung und Handlungsweise der Band freilich debattieren darf, sorgen für beste Unterhaltung. „War Music“ fügt sich prächtig in den Refused’schen Katalog ein und verpasst sympathische Arschtritte am laufenden Band.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.10.2019
Erhältlich über: Search & Destroy Records / Spinefarm Records (Universal Music)

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