The Picturebooks – The Major Minor Collective

The Picturebooks
(c) Claus Grabke

Unverhofft rockt oft: Für ihr letztes Album „The Hands Of Time“ nahmen The Picturebooks einen fantastischen Track mit Chrissie Hynde auf. Fynn Grabke und Philipp Mirtschink ließen sich davon inspirieren, reisten zunächst nach Schweden für etwas prominente Unterstützung und setzten sich schließlich mit allerlei Szenegrößen in Verbindung. Das Ergebnis ist „The Major Minor Collective“, eine Platte mit allerlei prominenten Gästen sowie mit Bassläufen von Dave Dinsmore (Brant Bjork) und Ryan Sinn (The Distillers). In zwölf Akten setzt es das größte Rockfest in der bis dato bereits mehr als ansehnlichen Karriere des Power-Duos.

Bei besagtem Stopp im hohen Norden holte man sich zwei fantastische wie konträre Stimmen an Bord. Dennis Lyxzén von Refused tankt sich mit Gusto durch „Here’s To Magic“, das natürlich die bluesige Schwere der Picturebooks in sich trägt, dennoch die sperrig-experimentelle Post-Hardcore-Wut seiner Band mitbringt. Entsprechend zerfahren und knackig präsentiert sich der Track. „Too Soft To Live And Too Hard To Die“ ist ein Duett mit Elin Larsson von Blues Pills, die am Song mitschrieb. Die beiden Stimmen harmonieren prima, die schroffe, fette Intensität mit deutlichem Garage-Anstrich brennt sich binnen Sekunden ien.

Manche Kollaborationen kommen hingegen überraschend. Der ehemalige Kvelertak-Frontmann Erlend Hjelvik verpasst „Multidimensional Violence“ heisere Spannung und flirtet mit abgefuckten Dissonanzen. Neil Fallon von Clutch stürzt sich in „Corrina Corrina“ in abgehangenen, herrlich verschwitzten Blues und Lzzy Hale von Halestorm macht „Rebel“ zur pulsierenden Rock-Hymne mit feinsten Power-Balladen-Untertönen. Stark ist auch „Catch Me If You Can“, der Beitrag mit Black Stone Cherry-Frontmann Chris Robertson. Für den großen Abschluss haben sich The Picturebooks etwas Dienst am Fan überlegt: „Song 12“ ist ein kurzweiliger, instrumentaler Rocker. Hier können alle ihren eigenen Text schreiben und drübersingen. Ob da vielleicht in naher oder ferner Zukunft ein Spezial-Release am Horizont stehen könnte?

„The Major Minor Collective“ ist genau das geworden, was man sich vom Grabke und Mirtschink unter diesen Vorzeichen erwartet hat: typischer Picturebooks-Sound mit Blick über den Tellerrand, der den Gästen entgegenkommt und sich dennoch treu bleibt. Das mag vielleicht das sprichwörtliche Rad nicht neu erfinden, ist auf ureigene Weise aber richtig gut. Kein Durchhänger, sehr spannende Experimente (speziell die Songs mit Lyxzén und Hjelvik) sowie ordentlich Schweiß, Riffs und Gefühl: Mit verschobener Perspektive und kreativer Pluralität gelingt The Picturebooks der nächste Volltreffer.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.09.2021
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

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