Bootblacks – Thin Skies

Bootblacks
(c) Katrin Albert

Vier düstere Gesell*innen aus Brooklyn wollen bestimmt nicht nur spielen. Seit ca. zehn Jahren tanken sich Bootblacks durch den finsteren Untergrund. Ihr synthetisch befeuerter Post Punk machte sie zu Club-Helden wie auch zu Gästen auf Rock-, Punk- und Gothic-Festivals. Nach zwei spannenden Alben ging es zu Artoffact, wo aktuell der Retro-Post-Puls der Zeit schlägt. „Thin Skies“, das Labeldebüt, vermengt das urbane, chaotische und rastlose New York mit dem steten Suchen nach dem perfekten Delay-Effekt.

Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Was steckt hinter dieser abstrakten Beschreibung tatsächlich? Das eröffnende „Traveling Light“ geht sogleich in die Vollen. Bleierne Düsternis, herrlich luftige Gitarren und schroffe Synthies kollidieren miteinander, dazu kommt Panther Almqvists vom Geschehen losgelöster, finsterer Gesang. Das Ergebnis mutet zugleich trocken und leidenschaftlich, ermattend und tanzbar an – The Strokes mit Kajal, wenn man so möchte. Im folgenden „The Jealous Star“ kommt das elektronische Faible des Quartetts noch stärker durch. Hier zieht es unweigerlich auf den Dancefloor, selbstverständlich komplett in Schwarz gekleidet, von verqueren Drum-Patterns und urplötzlich aufbrandenden Gitarrenwänden gelegentlich erdrückt.

Bootblacks machen es sich zwischen den Stühlen gemütlich und schreiben dabei richtig gute Songs. Ein „Nostalgia Void“ macht das Fehlen des Tieftöners greifbar und konstruiert stattdessen zusätzliche Melodiespuren über den Synthesizer, während das Leitmotiv von treibender wie genialer Schlichtheit ist. In „Hidden Things“ wird deutlich, warum die New Yorker gern gesehene Wave-Gotik-Gäste sind – wuchtiger, schroffer und doch eingängiger EBM drückt aus den Boxen. „Inextinguishable“ nimmt diesen Faden zumindest kurzzeitig in aller Schwere auf und lässt eine zuckende Gitarre mit abstoßenden Beat-Konstrukten kollidieren. Das klappt ebenso prima wie der reduzierte Düsterexkurs „Thin Skies“, ein kleines Gothic-Schmuckstück mit bedrohlicher Energie.

Genussvolles Unwohlsein macht sich in diesen knapp 33 Minuten breit und lässt nicht mehr los. Bootblacks haben etwas Unnahbares, Unbequemes an sich, sind dabei aber stets ungemein eingängig, zuweilen sogar tanzbar. Am Scheideweg zwischen gitarrenlastigem Post Punk, schroffer Elektronik und düsterer Romantik blüht „Thin Skies“ in graustichigem Sepia auf. Dieses dritte Album ist in seiner Eigenwilligkeit ein kleiner Ohrenschmaus, unwirsch und doch so harmoniebedürftig zugleich.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.10.2020
Erhältlich über: Artoffact Records (Cargo Records)

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