Actors – Acts Of Worship

Actors
(c) Actors

Die Musik der 80er Jahre strahlt weiterhin ungebrochene Faszination aus. Bei Artoffact Records finden zahlreiche Revivalisten aus dem vermeintlichen Underground ein wunderbares Zuhause. So auch Actors aus Kanada, die vor drei Jahren ihr Wave-getränktes Post-Punk-Debüt veröffentlichten und mit ihrer erdrückenden Düsterromantik seither Herzen brechen. „Acts Of Worship“, von Sänger und Gitarrist Jason Corbett im eigenen Studio in Vancouver produziert, holt nun erneut auf die Tanzfläche, nur um dort nach einem ausladenden Balzritual schulterzuckend zu resginieren.

„Love U More“ eröffnet den Zweitling mit einer süßlichen Fanfare, die schnell von einem schroffen Beat und der erdrückenden Last des Alltags eingeholt wird. Corbetts bedeutungsschwangere Vocals sind um große Gesten mit Goth-Ästhetik bemüht, die Gitarre gibt sich tanzbar, dazu liefert Shannon Hemmett eine fantastische Zweitstimme, fast schon federnd und doch zermürbend. In „Killing Time (Is Over)“ steckt der Spagat der Emotionen bereits im Titel. Direkter Post Punk trifft auf jene EBM-Ursuppe, die einst Project Pitchfork konsumiert haben könnten, die manische Gitarre fährt immer wieder mit pulsierender Energie hinein.

Die mächtige Rhythmusabteilung um Jahmeel Russell und Adam Fink will auf keinen Fall unerwähnt bleiben, formt sie doch das perfekte Rückgrat für den packenden Sound. In „End Of The World“ wird das besonders deutlich, wenn die synthetisch-organische Melange eine gute Energie mit höchster Dynamik antreibt. Gelegentlich bemühen sich Actors um sehr eingängige, durchaus poppige Ideen. „Like Suicide“ bringt Wave-Pop in den Abyss und „Death From Above“ ist nur einen Mini-Tweak von Synthwave entfernt, was dem Quartett überraschend gut bekommt. Das schroffe, überdrehte „Cold Eyes“ – mehr EBM denn je – und das grandios dissonante, schleppende „Once More With Feeling“ bleiben auf eigenwilligste Weise hängen.

Im Vorhof der Hölle geht es unterhaltsam zu und Actors reizen ihren klanglichen Mikrokosmos geschickt aus. Fans von Sisters Of Mercy, Bootblacks, Interpol und White Lies sollten bei „Acts Of Worship“ ganz genau zuhören, denn die poppig-sperrige Düsternis zeigt sich gleichermaßen frisch, verschroben und Ohrwurm-tauglich. Zwischen Tanzfläche, Wave-Gothik-Hauptbühne und Retro-Radio macht sich das kanadische Quartett hervorragend. Das bringt Welten zusammen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht komplett harmonieren, aber doch ihren gemeinsamen Nenner finden. In diese Platte taucht man immer wieder gerne ein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.10.2021
Erhältlich über: Artoffact Records (Cargo Records)

Actors @ Home | @ Facebook
„Acts Of Worship“ @ Amazon kaufen