Adrian Crowley – The Watchful Eye Of The Stars

Adrian Crowley
(c) Conor Horgan

Das Leben in Irland als Kind einer multikulturellen, künstlerisch geprägten Familie begleitet Adrian Crowley seit mittlerweile über 20 Jahren durch sein musikalisches Schaffen. Der in Malta geborene und seit 1970 auf der grünen Insel lebende Singer/Songwriter befasst sich mit fantastischen Geschichten und ungeschönten Beobachtungen aus der Mitte des Seins. Eben das findet sich auch auf „The Watchful Eye Of The Stars“, Crowleys mittlerweile neuntem Studioalbum und erstem Longplayer seit dreieinhalb Jahren.

Seinen vielleicht besten neuen Song schüttelt der Ire bereits zu Beginn aus dem Ärmel. Natürlich könnte man „Northbound Stowaway“ ebenso eine große Hürde nennen, denn der Album-Opener nähert sich sogar der Sieben-Minuten-Marke an. Crowley singt von einem Mann, der sich im Frachtraum eines Schiffs versteckt, das in raue See gerät. Noir-Atmosphäre, Soundtrack-Elemente und dichter Indie-Folk unterstreichen den ausdrucksstarken narrativen Faden auf nachdrückliche, animierte Weise. Selbst die ausgedehnten instrumentalen Zwischenspiele kommen gut, während der Singer/Songwriter gelegentlich den Nick Cave gibt.

An dieses unfassbar grandiose Happening kommt der Rest der Platte nicht heran, doch das tut nicht weiter weh, zumal sich kein einziger Ausfall auf „The Watchful Eye Of The Stars“ tummelt. Selbst das avantgardistische, ellenlange Spoken-Word-Stück „Crow Song“ hat etwas Faszinierendes an sich. Die Kunst des gesprochenen Wortes setzt allerdings „The Singalong“ deutlich besser um. „Underwater Song“ trägt etwas Bedeutungsschwangeres in sich, das nüchterne Vibrato von Crowleys Stimme fährt durch Mark und Bein und erreicht im minimalistischen „A Shut-In’s Lament“ neue Qualitäten. Das verhalten lebhafte „Take Me Driving“ rundet die Platte musikalisch hoffnungsvoll, stimmlich beinahe resignierend ab, und irgendwie bringt das dieses Album auf den Punkt.

Die ominöse Eigentümlichkeit, mit der Adrian Crowley selbstbewusst durch 42 aufwühlende Minuten schleicht und schlurft, begeistert auf gleichermaßen unnatürliche wie übernatürliche Weise. Eigentlich rechtfertigt alleine schon das bahnbrechende „Northbound Stowaway“ den Kauf von „The Watchful Eye Of The Stars“, doch wartet rundherum manch ein Rohdiamant mit unerwarteter Wendung, der auf sperrige, zugleich heimelige Weise unter die Haut geht. Geschickt jonglierte narrative Fäden und bewegende Düsternis zeigen Crowley abermals in bestechender Form. Und die Sterne blicken begeistert zurück.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.04.2021
Erhältlich über: Chemikal Underground (Broken Silence)

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