Matt Sweeney & Bonnie „Prince“ Billy – Superwolves

Matt Sweeney & Bonnie 'Prince' Billy
(c) Jonah Freeman & Justin Lowe

Matt Sweeney und Will Oldham aka Bonnie „Prince“ Billy machen im Studio endlich wieder gemeinsame Sache und steigern sich sogar, zumindest wenn man sich den Albumtitel zur Brust nimmt. Denn gut 16 Jahre nach „Superwolf“ landet nun, na ja, „Superwolves“. An neuem Material arbeitete man eigentlich eh schon immer, mit intensiven Sessions wurde 2020 begonnen und einiges an Studio-Musiker-Prominenz eingeladen. Über allem steht abermals die wunderbare Zusammenkunft von Oldhams Charakterstimme und Sweeneys nicht minder ausdrucksstarker Gitarre.

Beim Überfliegen der Tracklist fällt der Blick beinahe automatisch auf das ellenlange „I Am A Youth Inclined To Ramble“, dem Titel entsprechend über sechs Minuten lang und zugleich von besonderer Schönheit. Billys Stimme schwebt über Sweeneys lockerer, folkiger Gitarre, das gelegentliche Anschwellen das Arrangements mit etwas Strom unterstreicht die besondere Atmosphäre dieses Tracks. Ähnlich knisternde Spannung serviert das eröffnende „Make Worry For Me“, dessen leicht ominöse Grundstimmung sich mit fortlaufender Spielzeit verdichtet, einen Hauch von Western-Flair andeutet und schließlich die heulene Slow-Hand-Sologitarre beinahe alleine ins weite Rund stellt. Diese Gänsehaut kommt gut.

Tatsächlich klingt das Duo gerade in den reduzierten, übersichtlich instrumentierten Momenten besonders intensiv. Dazu zählt „There Must Be A Someone“ mit seinem Country-Einschlag und der wunderschönen Zweitstimme, oder auch die butterweiche Singer/Songwriter-Nummer „You Can Regret What You Have Done“ mit feinem Fingerpicking und ähnlich bewegenden Harmonien. In „Shorty’s Ark“ geht hingegen eine imaginäre Sonne auf und schafft gleißende Lichtschauer. Abermals brilliert Sweeney im Solopart, der wie aus einer anderen Welt und wunderbar über dem Track schwebt. Das unwahrscheinlich sympathische „Good To My Girls“ und das bestens gelaunte „Resist The Urge“ schaffen ebenfalls Bewegendes.

Viel zu schnell ist diese Dreiviertelstunde rum, scheinen die 14 neuen Songs vorbeigeflogen zu sein. Genau das spricht abermals für Matt Sweeney und Bonnie „Prince“ Billy, die ganz locker an ihr erstes gemeinsames Album anknüpfen und einer eigentlich vertraut wirkenden Formel große Frische und entsprechend emotionale Momente abringen. Wobei ‚abringen‘ vielleicht der falsche Begriff für „Superwolves“ ist, wirkt diese Kollaboration doch selbst in den emotional intensivsten Momenten leichtfüßig, fast schon verspielt und dabei stets schonungslos direkt. 14 kathartische Perlen von zwei großartigen Musikern und einem gewohnt starken Support-Cast: Die Wölfe heulen schöner denn je.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.04.2021
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)

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