Benny Sings – Music

Tim van Berkestijn ist wohl einer der bekanntesten Unbekannten im weiten Alternative-Pop-Feld. 1999 nahm der Niederländer den Bühnennamen Benny Sings an, damals noch als Bassist von Abstract Dialect. Seit 2003 veröffentlicht van Berkestijn Soloalben und gilt zudem als beliebter Songwriter, Produzent und Kollaborateur für so unterschiedlische Musiker wie Mayer Hawthorne, Mac DeMarco und Rex Orange County, an dessen Platin-Single „Love Is Easy“ er mitwirkte. Davon komplett unbeeindruckt, landet nun bereits das achte Studiowerk, schlicht und ergreifend „Music“ genannt.
Und Musik setzt es hier in hoher, unaufdringlicher Hit-Dichte, darunter das gemeinsam mit dem eingangs erwähnten Mac DeMarco eingespielte „Rolled Up“. Sein betont ausdrucksloser Part befeuert die mit dezenten RnB-Elementen angereicherte Smoothness so richtig. Ein weiteres Highlight ist „Run Right Back“ mit Cautious Clay, das in manchen Momenten an die bizarre Eingängigkeit eines Bill Wurtz erinnert, nur um das Arrangement mit einem Hauch von 80s-Flair aufzubrechen. Hier lauert bereits „Kids“ und zieht einen druckvollen Beat auf. Westküsten-Rapper KYLE torpediert das locker zusammengehaltene Arrangement mit wachsendem Gusto.
Benny Sings unterhält selbstverständlich auch im Alleingang, wie der Westentaschen-Hit „Here It Comes“ eindrucksvoll beweist. 90s-RnB trifft poppigen Indie- und Alternative-Charme, die legere Darbietung packt sofort zu. Eine solche serviert auch der Titelsong „Music“, bloß mit einer Prise Funk garniert und fast schon tanzbar. „Lost Again“ nistet sich hingegen noch stärker bei Bill Wurtz ein und lässt sogar dessen schräge Jazz-Breaks kurz zu – eine Kollaboration der beiden klingt nach einem Wunschtraum. Apropos Wunschtraum: Das eröffnende „Nobody’s Fault“ veredelt Tom Misch mit einem fieberhaften Gitarrensolo als reduziert-überdrehter Gegenpol zur vorwitzigen Cheesiness.
Mancher Exkurs dieses achten Studioalbums mag tatsächlich cheesy anmuten, doch stört das nicht im Geringsten. Benny Sings darf das, denn seine Tracks sind bei aller oberflächlichen Schlichtheit doch stets unwahrscheinlich präzise und ausgeklügelt, um nie auch nur annähernd auf die Nerven zu gehen. Genau das trifft auch auf die zehn neuen Songs auf „Music“ zu – irgendwie vertraut, eigentlich nur einen Kniff vom Mainstream-Hit entfernt und stets ohne die geringste Chance auf Abnutzung ausgestattet. Der Niederländer bleibt ein Garant für exzellente, ungewöhnliche Popmusik.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 09.04.2021
Erhältlich über: Stones Throw Records (Rough Trade)
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