Dinosaur Jr. – Sweep It Into Space

Dinosaur Jr.
(c) Cara Totman

Ein neues Album von Dinosaur Jr. ist immer ein Grund zum Feiern. Dieses Mal hat es – teils aus bekannten Gründen – etwas länger gedauert, „Give A Glimpse Of What Yer Not“ liegt beinahe fünf Jahre zurück. Kurt Vile schwirrte bei den Aufnahmen immer wieder umher, zudem trat Lou Barlow bei seinen Songs ein wenig selbstbewusster auf, was gerade der Produktion gut tat. All das, ein gewohnt fieberhafter Murph und Indie-Mastermind J Mascis an vorderster Front machen „Sweep It Into Space“ zu einem weiteren Leckerbissen. Also alles wie immer bei den Indie-Dinosauriern?

Was die Qualität der Songs betrifft: definitiv. Auch so hat sich relativ wenig getan, was aber weder stören noch überraschen dürfte. Ungewöhnliche Momente sind freilich eine Seltenheit, wohl aber willkommen. Mascis klimpert in „Take It Back“ ein wenig am Klavier herum und verpasst dem Song eine fröhliche, sprunghafte Energie, die schnell von zweistimmigen Gitarrenduellen torpediert wird. Der Sänger und Gitarrist hörte nach eigenen Angaben viel Thin Lizzy, dazu klingt das Piano entfernt wie ein lebenslustiger John Paul Jones – das passt. Barlow nimmt hingegen für „You Wonder“, einen seiner beiden Songs, ein wenig Blue Öyster Cult mit, bloß auf Folk gekrempelt. Das dürfte nicht funktionieren, klappt aber prima.

Rundherum setzt es selbstverständlich typische Dinosaur-Kost. Die erste Single „I Ran Away“ könnte mit ihrer entspannten und doch dezent brodelnden Einstellung kaum klassischer sein, „I Ain’t“ gibt sich schön breitbeinig und getrieben (kurz meint man eine Prise „Over It“ zu vernehmen) und „Garden“ ist eine vertraut anmutende Barlow-Ballade, der die deutlich kraftvollere Produktion des Gesangs sehr gut bekommt. Wie „I Expect It Always“ aus dem Nirgendwo ein unvermeidbares Gitarrensolo aus dem Dickicht schält, erinnert erneut an Thin Lizzy, während „To Be Waiting“ auf Schwermut setzt und durchaus als akustische Solo-Idee von Mascis funktioniert hätte.

Dinosaur Jr. klingen weiterhin wie Dinosaur Jr., und das ist absolut fantastisch. Den alten Indie-Innovatoren haftet tatsächlich die gerne zitierte Qualität einer guten Flasche Wein an, die mit dem Alter immer besser wird. Herausgekommen ist ein dichtes, selbstbewusstes Album mit zahlreichen treibenden Rockern, angenehm klassischen Vibes und der einen oder anderen Überraschung. Zudem klangen Lou Barlows Beiträge selten so kraftvoll, Murph so motiviert und J Mascis so… eigentlich so wie immer. „Sweep It Into Space“ ist ein weiteres Qualitätsalbum in der illustren Karriere von Dinosaur Jr.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.04.2021
Erhältlich über: Jagjaguwar (Cargo Records)

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