Myd – Born A Loser
Seit knapp 20 Jahren steht das französische Label Ed Banger für feinste elektronische Musik. Die Heimat so illustrer Acts wie Justice, Uffie und Cassius gibt aktuell auch dem sympathischen DJ und Producer Myd eine sympathische Plattform. Nach diversen Singles und EPs wagt sich Quentin Lepoutre nun an ein erstes Album. Der DJ aus Lille pflügt sich unter anderem durch Techno, House, Synth und etwas poppigere Klänge zu einer Art Coming of Age-Platte mit erfrischend schrulligen und sonderbaren Untertönen. „Born A Loser“ dreht den Club auf links und will Kraft geben, um Großes zu erreichen.
Letztere Message steckt hinter dem Titelsong, der vielleicht härteste Exkurs des Albums. Technoide Wucht, ein druckvoller Beat und das pumpende Sample aus Bobby Lees „I Was Born A Loser“ brennen sich binnen Sekunden ein. Das abschließende „We Found It“ könnte das krasse Gegenteil sein – überlang, smooth und auf Harmonie bedacht. Gemeinsam mit Bakar erinnert Myd an leicht jazzige Smoothness, an etwas Funk Marke Daft Punk sowie an die zarten Klassiker der französischen House-Schule. Im endlosen Loop breitet sich ein beseeltes Lächeln aus, der Song ist pures Futter für die Seele.
Was Myds Full-Length-Debüt so gut macht, ist dessen Vielfältigkeit. Das bereits bekannte „Moving Men“ mit Mac DeMarco und dem eigenwillig gepfiffenem Refrain überrascht mit Radio-Qualitäten, „Whether The Weather“ gibt sich schroff und getrieben, während der in Uruguay geborene Gitarrist Juan Wauters das stoische Auftreten auf sympathisch bizarre Weise durchbricht. Wieder ein paar Türen weiter erinnert „I Feel Better (I Got Something)“ etwas an die großen Ed-Banger-Legenden mit einem klaren Bekenntnis zu den großen French-House-Acts rund um den Jahrtausendwechsel. Davon trägt „Let You Speak“ ebenfalls einiges in sich, bloß mit Synthie- und Dance-Pop flirtend. Sogar ein Hauch von Disco mischt mit.
„Born A Loser“ zelebriert die lebensbejahende Qualität elektronischer Musik mit einem Protagonisten, der sich als liebenswürdiger Verlierer zu inszenieren scheint, und doch alles andere als das ist. Viel mehr bestätigt Myd seine bisherigen Releases mit einer Platte, die bei aller Vielfalt wie aus einem Guss wirkt und einfach nur Spaß macht. Zwischen pumpenden House-Tracks, technoiden Ausflügen und ordentlich Retro-Gefühl zelebriert der Franzose die Musik der großen Vorfahren, gepaart mit modernen Einflüssen und ordentlich eigenbrötlerischer Schrulligkeit. Myd macht auf Studiolänge Laune mit einer Platte, die nicht nur durch den anstehenden Sommer begleiten wird.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 30.04.2021
Erhältlich über: Ed Banger Records / Because Music (AL!VE)
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