Dreimalumalpha – Ich schwöre mir läuft die Zeit davon

Dreimalumalpha
(c) Nicolas Hafele

Vor zwei Jahren sangen Dreimalumalpha gegen Gleichgültigkeit und Selbstzufriedenheit an. Die Situation verbesserte sich seither nicht, und doch hallt „Jugend ans Geld verloren“, das mächtige Debütalbum der Innsbrucker, immer noch nach. Eine kleine Fortsetzung darf es derweilen schon sein, weiterhin im leicht schrammelnden Indie-Rock-Gewand mit pointiert hinterfragenden Texten. „Ich schwöre mir läuft die Zeit davon“ zeigt bereits im Titel, dass sich die Lage definitiv nicht gebessert hat. Die Songs sind dafür weiterhin richtig stark.

„Ich habe die Nacht gesehen“ hat durchaus etwas von einem Mission Statement und identifiziert Gleichförmigkeit als soziales, als gesellschaftliches Problem. Das betont flotte Arrangement mit rotziger Uptempo-Energie kommt gut, das schon jetzt ikonische Heulen im Refrain brennt sich sofort ein. Hingegen schlägt „Charles de Gaulle (Was erwartet uns?)“ deutlich ruhigere Töne an, ohne dabei auch nur annähernd gefestigt rüberzukommen. Eine leicht implizierte Angst über den Horror auf privater wie globaler Ebene schwingt stetig mit. Bloß keinen Blick auf die Schlagzeilen werfen.

Das flotte, eindringliche „Bei Gott“ knüpft locker an das erste Album an und wirft zentrale Fragen auf, deren Antwort man am liebsten nicht kennen möchte. Hingegen beginnt „Lasst uns doch“ mit schroffer Distortion und nimmt musikalisch gewiss die interessanteste Reise der gesamten Platte. Aus dem verwaschenen Noise wird ein wenig Dinosaur Jr., bis sich der Hauptteil in nahezu punkige Gefilde steigert und leicht um sich schlägt. Hingegen zeigt sich „Der Tag war fast genauso“ verträumt oder resignierend, je nach Perspektive – getragen, schwerfällig und mit sanfter Energie erdrückend.

Mit sieben Songs in gut 25 Minuten fällt diese Platte zwar relativ kurz aus, dafür gibt es keinerlei Verschnitt zu verzeichnen. Dreimalumalpha liefern erneut auf den Punkt ab und brennen sich mit ihrer donnernden wie einfühlsamen Deutlichkeit im Hinterstübchen des sozialkulturellen Bewusstseins ein. „Ich schwöre mir läuft die Zeit davon“ ist eine weitere erschöpfende Abhandlung über den zermürbenden Status Quo, in sympathische kleine Rohdiamanten gekleidet und von schonungsloser Intensität geprägt. Bezaubernd und marginal verstörend zu gleich – das Trio aus Innsbruck geht weiterhin einen majestätisch-erschütternden Weg.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.10.2022
Erhältlich über: Problembär Records

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