Lurk – Around The Sun

Lurk
(c) Kiara Boyer

Das Leben ist an sich bereits stressig und zäh genug, also warum nicht einfach einmal etwas locker machen? Lurk vertreten die absurde Seite des Punk und sind, so die eigene Auffassung, einzigartig in ihrer Chicagoer Heimat. Zwischen kernigen Akkorden, tanzbarem New Wave und beißendem Post-Hardcore verpacken sie skurrile Ideen in griffige Hooks und kernigen Drive. „Around The Sun“, so der Titel des Debütalbums, probt den Ausbruch aus dem Alltag und versucht sich gleichzeitig in einer neuen, sich stetig verändernden Welt irgendwie zurechtzufinden.

In seltenen Momenten stimmt alles und es entsteht ein Ohrwurm wie „Crack A Smile“. Auf solche scheint das Quintett gar nicht einmal versessen zu sein, doch ist der hymnische, richtig schön schwerfällige, ja sogar retrolastige Refrain ein absoluter Gewinn. Als Antwort darauf kramt „Fear//Loathing“ wütende, noisige Spagate mit Hardcore-Einfluss hervor, die kaum kratziger klingen könnten. Auch das macht Spaß und wirft einen kurzen, hymnischen Moment der Eingängigkeit ein, der so eigentlich nicht funktionieren darf. Das Auge des Sturms beißt sich fest, rundherum regieren Gift und Galle.

Dabei sind Lurk eigentlich keine übellaunige Band, sondern schauen einfach nur, wo sie der Song hinträgt. Im Opener „Chromosome“ sind Punk- und Alternative-Ansätze dabei, aber auch grantige Momente. „Pressure Points“ erhöht das Tempo deutlich und bringt ein wenig jener Wave-Ideen ein, die 80s-Esprit auf ein hohes Tempo drehen. Zur Entschleunigung bemüht „Strut“ die monströse Anti-Hook, die eine Umarmung gegen einen fiesen linken Haken tauscht und hinterher ein Glas Orangensaft anbietet. Noch schräger wird es nur in „Bermuda“, das den Gesang durch eine Art Effektgerät jagt und einen gewissen Devo-Bezug durch Midtempo-Weirdness herstellt.

Eine wechselweise bizarre bis eingängige halbe Stunde später hinterlassen Lurk ein paar kleinere Rätsel. „Around The Sun“ ist eine Energieleistung, so viel sollte klar sein. Rund um punkige Konzepte dreht das US-Quintett am Rad und schreckt keineswegs vor sperrigen Post-Hardcore-Exkursen zurück, die gerne einmal wild um sich schlagen. Und dann, wenige Momente später, folgt die kleine Hymne aus der Westentasche, das sympathische Riff, der skurrile New-Wave-Ausritt. Was Lurk auf ihrem Debüt abziehen, ist tatsächlich absurd, aber eben auch richtig gut. Darauf sollte man Auge, Ohr und mindestens zwei Zehen werfen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.09.2021
Erhältlich über: Pure Noise Records

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