Sonny Vincent – Snake Pit Therapy

Sonny Vincent
(c) Svart Records

Schon in den 70ern spielte Sonny Vincent mit den Testors im legendären CBGB. Seither ackerte sich der New-York-Punk-Veteran durch diverse Band- und Soloplatten, zuletzt im Frühjahr mit The Limit um die legendäre Pentagram-Stimme Bobby Liebling. Nahezu zeitgleich erschien Vincents Buch „Snake Pit Therapy“, das sich mit seiner bewegten Kindheit und Jugend zwischen Heimen, Psychiatrie und Kriegsdienst in Vietnam befasst. Das liefert selbstverständlich starkes Material für packende Songs, und so steht nun eine neue Soloplatte in den Startlöchern. Diese heißt – natürlich – ebenfalls „Snake Pit Therapy“ und zelebriert Proto-Punk der kurzweiligen Art.

In 15 (!) überwiegend kurzen Kapiteln rattert Vincent durch Vergangenheit und Gegenwart. „Higher Than Charlie“ bringt den Sound dieses Albums prima auf den Punkt, wenn ruppiger Punk mit Rock aus der Garage und dezent psychedelischen Ausflügen kollidiert. Diese leicht verwaschene Härte entwickelt sich in Windeseile zum beißenden, pulsierenden Volltreffer. „Stick“ erhöht die Schlagzahl sogar noch ein wenig, wenngleich das Arrangement auf schwer greifbare Weise entstellt wirkt. Was hier genau passiert, lässt sich nicht sagen, doch der Chorus packt zu.

Später lädt Vincent sich seine The-Limit-Kollegen Jimmy Recca und Joao Pedro für den fieberhaften Garage-Track „Japan Mofo“ ein, animiertes Gitarrensolo inklusive. Es ist ein relativ simpler Rock-Standard, der aber funktioniert. Hingegen lässt „The Rain Is Black Again“ die Grenzen wieder etwas verschwimmen mit schwerfälligem Midtempo und psychedelischem Abgang. Auch das klappt prima. Einzig im abschließenden „Forest“ wagt sich Sonny Vincent ans Langformat, wobei erst die Schlussminute an Dringlichkeit gewinnt und in Windeseile abhebt.

„Snake Pit Therapy“ mag keine revolutionäre Platte sein, erfüllt dafür die Erwartungen von der ersten bis zur letzten Minute, und das ist nun wirklich kein Fehler. Sonny Vincent spielt seine ganze Routine aus und kramt im Archiv, ohne dabei die erhoffte Frische vermissen zu lassen. 15 kurzweilige Songs auf durchgängig starkem Niveau befassen sich mit der Punk-Ursuppe sowie den Urahnen und fördern gewohnt knackige Riffs zutage. Selbst mit mittlerweile 69 Jahren bleibt Vincent eine Bank und auf sympathische Weise unkaputtbar.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.09.2021
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

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