Admiral Fallow – The Idea Of You
Fast wollte man meinen, Admiral Fallow wären in den letzten Jahren ein wenig von der Bildfläche verschwunden gewesen. Ihr letztes reguläres Studioalbum erschien 2015, zuletzt gab es unter anderem Nebenprojekte sowie den Soundtrack zu Gareth Williams‘ Oper „Navigate The Blood“, die im November 2018 durch Schottland tourte. Kurz danach entstanden weite Teile von „The Idea Of You“, eine Platte über Wachstum und Aufblühen, fast schon sorglos und euphorisch wirkend, bevor alles den sprichwörtlichen Bach runterging. Eine andere Zeit scheint zu grüßen.
Neun kleine Perlen sind es geworden, welche die Schotten im besten Licht zwischen Indie, Folk, Pop, Rock und Singer/Songwriter zeigen. All das verbirgt sich im bezaubernden „Three Weeks“, zugleich meditativ und getrieben anmutend. Louis Abbott singt so weich und bewegend wie immer, die Zweitstimme von Sarah Hayes setzt wunderbare Akzente. Rundherum mäandert das Arrangement zart und doch bestimmt, ein wunderbarer Exkurs zwischen den Welten. Ähnlich unschlüssig und trotzdem fokussiert zeigt sich „Sleepwalking“, der feinsinnige Opener mit psychedelisch angehauchter Instrumental-Einlage.
Der Fluss der Songs begeistert ein weiteres Mal. So bemüht „The Possibility“ lockere Sollbruchstellen, zeitlosen Charme und verliert sich in der Endlosigkeit des fluffigen Arrangements – im Gefühl wie Travis, dabei deutlich offener gehalten. Seltene knackige Einlagen, wie der fantastische Uptempo-Track „Dragonfly“ oder die stetig wachsenden Melodieteppiche von „Tuesday Grey“, lockern das Geschehen wunderbar auf und akzentuieren den Flow dennoch fantastisch. „The Grand National, 1993“ breitet eine zunächst simpel anmutende Idee erneut in die Endlosigkeit aus, nimmt neue Instrumente in aller Gemächlichkeit hinzu und bringt die vertraute Indie-Folk-Magie auf den Punkt.
Wenn sich Admiral Fallow Zeit nehmen, wartet man gerne. „The Idea Of You“ macht locker weiter, wo die drei bisherigen Alben aufhörten, rückt emotionale Ehrlichkeit und Aufgeschlossenheit in den Mittelpunkt, und blüht – ganz dem Konzept entsprechend – mit zunehmender Spieldauer auf. Behutsam geschmiedete Arrangements mit sorgfältig konstruierten Schichten gehen zunehmend unter die Haut, glänzen vor allem durch stille Zwischentöne, schaffen einen Gegenpol zur vorhersehbaren Hektik der Gegenwart. Kein Anachronismus, sondern zeitlose Schönheit: Admiral Fallow sind in bestechender Form zurück.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 05.11.2021
Erhältlich über: Chemikal Underground Records (Broken Silence)
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