Led By Lanterns – Paralysis

Led By Lanterns
(c) Led By Lanterns

Beruf oder Berufung? Nicht erst seit Corona gibt es einfachere Berufe als Musiker*in. Led By Lanterns wissen um die Probleme der Industrie und stellen sich daher auf eigene Beine. Das britische Quartett erschuf mit The Lanterns Alliance eine eigene Fan-Community über Patreon, streamt regelmäßig auf Twitch und bietet einen Safe Space auf Discord. Ihre bisherigen Singles haben über 750.000 Streams auf Spotify erreicht, nun wird das Albumformat in Angriff genommen. „Paralysis“ erscheint natürlich komplett in Eigenregie und rückt verschiedene Mental-Health-Aspekte in den Mittelpunkt.

Manchmal laufen die Hirnstränge auf Hochtouren, in Endlosschleife. „Satellite“ widmet sich diesem Zustand und zeigt einen Geist, der nicht zur Ruhe kommt, der sich stattdessen Horrorszenarien vorstellt. Begleitet wird das Geschehen vom knackigen Rock-Sound, der kantige Heavyness mit eingängigen Harmonien vermengt. Der Refrain klingt absolut radiolastig, das Drumherum ist hingegen druckvoll und wuchtig. Mit diesem Rezept gestalten Led By Lanterns weite Teile des Albums, darunter das verspielte und hymnische „DXWN“. Augenzwinkernd sprechen die Briten von Boyband-Melodien, und das ist gar nicht einmal so weit hergeholt.

Und doch bleibt es schön ruppig, selbst in den harmonischen Momenten. Der Opener „Alive“ mit Tobi Duncan von Trash Boat schielt gleichzeitig in moderne Metal- und hitverdächtige Rock-Radio-Gefilde. Eigentlich sollte das nicht funktionieren, geht aber ebenso wie eine weitere Kollaboration auf: „Six Feet Down“ mit WAVED, ein Track über Erwartungen an das Selbst, lässt die Muskeln spielen und bringt leckere Elektronik ein. Die abschließende Power-Ballade „Good Enough“ mit Mercedes Arn-Horn von Softcult fällt eine Spur zu nett aus – das Spannungsverhältnis von Härte und Hymne gelingt in „Catacombs“ und „Paralysis“ mit Sicherheit besser.

Cheesy und doch mit Wumms, so oder so ähnlich lässt sich „Paralysis“ zusammenfassen. Led By Lanterns schreiben fantastische Melodien und knackige, moderne Riffs. Mit einer kleinen Ausnahme finden die beiden Welten immer zusammen und erzeugen waschechte Hits im Geiste von Don Broco und You Me At Six, die sich nicht so leicht kaputt spielen lassen. Mächtige Hymnen, durch die Bank smarte Wellenbrecher sowie willkommene Ehrlichkeit von den Texten bis zum Fan-Service lassen das Quartett aus Birmingham mit nur einem Album zum neuen Modern-Rock-Geheimtipp reifen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.01.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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