KAAK – Schrei doch

KAAK
(c) Doppelgänger Medien

Die häppchenweise Veröffentlichung von Vorboten im Vorfeld eines Albums gehört längst zum guten Ton. KAAK wollten es trotzdem etwas anders machen und koppelten Song um Song über ein ganzes Jahr hinweg aus – zwölf Tracks, zwölf Monate vom Herbst 2019 bis Herbst 2020. All das geschah in Eigenregie, gekrönt von einem in Eigenregie organisierten Festival im Sommer 2021. Nun gibt es das gesamte Material endlich gesammelt auf CD und streng limitierter LP. Unter dem Titel „Schrei doch“ arbeitet sich das Quartett um Sänger Leon Kaack an Wut, Biss und Zynismus durch Selbstinszenierung und Selbstkasteiung ab.

Zwischen Post-Hardcore und Alternative Rock, Punk und deutschen Texten setzt es Energieleistung über Energieleistung. Das rumpelnde, angenehm unbequeme „Gib mir alles“ macht es vor, packt etwas Dreck aus, wird kurzzeitig heiser und findet doch Zeit für verkappte Harmonie. Davon gibt es in „Ich komme wieder“ mehr. Der Refrain brennt sich sofort ein, zeigt sich direkt und kurzweilig. „Tic Tac Toe“ schließt das eröffnende Trio mit mehr Stakkato und Hektik ab, überschlägt sich gelegentlich selbst, rattert durch den letzten Funken Hoffnung und winkt im Vorbeigehen mit dem Mittelfinger. Das hat Stil, gerade im bedrohlichen Breakdown.

Überhaupt ist dieses Album von vorne bis hinten eine mehr als unterhaltsame Sache, egal ob man dem Jahreszyklus folgte oder unbedarft an die Sache herangeht. „Bleib wo du bist“ rückt das Händchen für große Melodien in den Mittelpunkt und löst eine mächtige Hook aus dem galligen Ansatz. Hingegen wirkt „Zu weit“ fast schon melancholisch und deutet den Crossover-Ansatz von Sperling an. Der wuchtige Refrain wirkt dafür doppelt und dreifach heftig, gerade wenn Leon Kaack seine bestialischen Screams auspackt, die durch Mark und Bein fahren. Im launischen „Deine Zeit“ kommt alles zusammen. Da sind Beatsteaks-Gesangslinien dabei, ebenso die Explosivität von Fjørt, zudem die hymnische Explosivität von Boysetsfire.

„Schrei doch“ bietet Unterhaltung auf hohem Niveau. Musikalische Viefalt und kurzweilige Arrangierung geben sich die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Klar, gewisse Ankerpunkte gibt es, gerade zwischen Wucht und Hymne, doch nützen KAAK diese bestenfalls als Launching Pad, um aus bekannten Ideen ihre ganz eigene Sicht der Dinge zu zaubern. Natürlich müssen die pausierenden Heisskalt als Referenz herhalten, das ist aber keinesfalls verkehrt. Alleine schon die Hitdichte macht deutlich: KAAK legen einen mehr als nur ordentlichen Einstand hin und geben ein großes Versprechen für die Zukunft ab.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.12.2021
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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