Sebastian Madsen – Ein bisschen Seele

Sebastian Madsen
(c) Joris Felix

Nichtstun mag Sebastian Madsen nicht, schon seit seiner Kindheit. Mit seiner Band Madsen zählt er zu den deutschen Vorzeige-Indie-Bands, zudem gibt es unter diversen Pseudonymen immer wieder mal ein Vordringen in unterschiedlichste Genres. Im Lockdown hörte er viel Soul – unter anderem aus Liebeskummer, weil er im Wendland und Freundin Lisa Who in Berlin war – und begann irgendwann, entsprechende Songs zu schreiben. Nun gibt sogar eine ganze Platte in diesem Stil, ein komplettes Soloalbum. Dieses trägt den passenden Titel „Ein bisschen Seele“ und überrascht im besten Sinne.

Der eröffnende Titelsong ist gleich mal anders als so ziemlich alles, was es bislang von Madsen zu hören gab – bis auf den Gesang, versteht sich. Blechbläser, flottes Tempo und ein Hauch von Funk im Soul stiften beste Laune, der Refrain lässt das Herz aufgehen und verbreitet ein positives Lebensgefühl. Das pulsierende und zugleich suchende „Sei nur du selbst“, unterstützt von Drangsal, wirkt wie eine soul-poppige Version der Hauptband, was absolut als Kompliment zu verstehen ist – Vertrautes wird in frische, spannende Bahnen gelenkt.

Längst ist aber nicht alles eitel Sonnenschein. „Die Einsamkeit“ trägt die Isolation bereits im Titel, entsprechend schwer und bedrückend gestaltet sich auch das Arrangement. Hingegen ist „Ich löse mich auf“ mit Eva Briegel von Juli ein lupenreines Trennungslied, opulent und dramatisch ausgestattet. Allerdings gab es für Sebastian Madsen und Lisa Who ein Happy End. Im herrlich kitschigen „Baby, ich liebe dich“ wagen sie sogar ein kleines Duett. Auch „Als bei uns Sommer war“ funkelt ganz hell, bestens gelaunt. Leichte Parallelen zu „It Ain’t Over Till It’s Over“ sind reiner Zufall, kommen aber gut.

Man hört die Hauptband immer wieder durch und kriegt doch etwas komplett Eigenständiges: Sebastian Madsen überrascht zunächst als Soulman, doch klappt dieser musikalische Sprung letztlich wunderbar. Bei „Ein bisschen Seele“ kann man wunderbar mitleiden, versetzt sich sofort in die schwierige Lage des Protagonisten hinein, fiebert mit und freut sich über die kleinen und großen Triumphe. Das vorwitzige Schimmern, die kesse Sohle am Parkett, der große Schmerz und das Suchen nach dem Idyll – all das begleitet einen unerwarteten wie sympathischen Solo-Einstand, der sich definitiv eine Fortsetzung verdient hätte.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.09.2022
Erhältlich über: ISBESSA Musik (Membran)

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