Bloodhype – Modern Eyes

Bloodhype
(c) Maximilian König

Unverhofft kommt oft: Als Bloodhype vor einigen Jahren ins Studio gingen, schien das Ergebnis im Vorhinein festzustehen. Die Musiker mit Hardcore-Punk-Hintergrund fanden sich aber plötzlich in komplett anderen Gefilden wieder und tauchten tief in synthetisch befeuerte Pop/Rock-Welten der 80er Jahre ein. Was auf ihr ersten EP „Wolves“ 2018 bereits prima funktionierte, findet nun endlich eine Fortsetzung auf Albumlänge: „Modern Eyes“ klingt noch eine Spur größer, schillernder und melodischer, gepaart mit einer ordentlicher Portion Berliner Atmosphäre.

„On & On“ eröffnet die Platte furios und bringt den besonderen Charme von Bloodhype schnell auf den Punkt. Ja, die Gitarre in der Strophe erinnert entfernt an „Girls Just Wanna Have Fun“, dafür packt der Refrain ein Saxofon aus und sorgt für den ersten Ohrwurm. Davon gibt es mehrere, wie das hinlänglich bekannte „Hate Candidate“. Hier schraubt das Quartett etwas an seiner Formel, nimmt einen Hauch Düsternis mit und breitet über Umwege dichte, wohlige Texturen aus. Der wuchtige Klangwall samt starken Vocals bleibt sofort hängen, die bedrohlich anmutetende Bassline ist eigentlich doch ganz brav.

Stark gestaltet sich auch das recht weit hinten versteckte „Glamour“, das eigentlich recht lieblich, fast schon unscheinbar loslegt und den feinsten Hauch von Melancholie freisetzt. Und doch taucht auch hier ein überlebensgroßer Chorus auf, der sofort im Ohr bleibt. „Reason“ hätte stellenweise prima auf das Drangsal-Debüt gepasst, bevor der Hauptteil eine gewisse Schwere Einzug halten lässt. Zwischen den Stühlen sitzen Bloodhype sehr bequem und erobern mit dem Titelsong sogar den Club. „Modern Eyes“ verfügt über ein (er-)drückendes Beat-Konzept, das im scharfen Kontrast zu den angenehm käsigen Synthis steht.

Die Hit-Maschine steht nicht still und liefert gekonnt ab. Was „Modern Eyes“ so stark macht, ist der unaufdringliche Wohlfühlcharakter, der selbstverständlich Retro-Charme ausstrahlt, dabei aber aus der Zeit gefallen wirkt. Natürlich spielen die 80er Jahre für den Sound von Bloodhype eine wichtige Rolle, sind aber letztlich nur ein Anhaltspunkt. Mächtige Melodieteppiche, geschickt eingesetzte Gitarren und eine überraschende Fülle unterschiedlicher Stimmungen erzeugen Magie. Das erste Album der Berliner geht ins Ohr und bleibt dort – ein Aufgalopp, der ohne Frage Lust auf mehr macht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.02.2023
Erhältlich über: ISBESSA Musik (Membran)

Bloodhype @ Home | @ Facebook
„Modern Eyes“ @ Amazon kaufen