Xysma – No Place Like Alone

Xysma
(c) Arto Arvilahti

Mit Xysma meldet sich ein finnischer Kultact aus dem Studio zurück, 25 Jahre nach dem letzten regulären Album. Alleine schon die musikalische Entwicklung der Urgesteine, der Ende der 80er in Death- und Grind-Gefilden begannen und sich über Death’n’Roll zu hymnischen wie komplexen Rock-Tönen hangelten, weiß zu faszinieren. In solchen etwas eingängigeren, massenkompatiblen, aber keinesfalls abgeschmackten Gefilden macht sich auch ihr Album-Comeback „No Place Like Alone“ breit, das alte Garage- und Hard-Rock-Ideen geschickt um die Ecke denkt.

Dass die alten Recken ihr Handwerk nach wie vor wunderbar verstehen, zeigt das eröffnende „Well Seasoning“. Der Janitor singt und kreischt immer noch in Bestform und erreicht Rose Tattoo-Höhen, rundherum entwickelt sich ein schweißtreibender Rocker mit Garagen-Attitüde, aber auch mit recht breiten, federnden Melodieteppichen. Dieses Faible für leicht schräge und zugleich plüschige Eingängigkeit kommt immer wieder durch, auch in „Sigh For Sore Mind“. Schnell entwickelt sich das rifflastige Powerhouse zum Abräumer, bevor synthetisch unterstützte Ohrwurmqualitäten mit einem gewissen Augenzwinkern ordentlich Wind machen.

„Earthrise“, das siebenminütige Herzstück dieser Platte, zeigt jedoch recht schnell, dass dies nur die Vorhut gewesen sein kann. Tatsächlich besitzen Xysma ein gewisses Faible für Psychedelic Rock und lassen dieses hier mehr und mehr an die Oberfläche schwimmen. Natürlich bleibt die muskulöse, erdige Energie der Riff-Rocker erhalten, erfährt aber manch eine Entfremdung und geht gerne mal auf rein instrumentale Retro-Reisen. Dass im direkten Anschluss mit „Rowdy Barrel“ ein kurzer Abräumer zwischen Punk-Esprit und hooklastigem Chorus folgt, passt im besten Sinne ins Bild und unterstreicht den Sinn fürs Schräge dieses Quintetts.

Keine Revolution, sondern einfach nur richtig gute Musik: Xysma halten die Zeit an, ohne selbst stehen zu bleiben. Wenig überraschend macht „No Place Like Alone“ dort weiter, wo die letzten Alben in den 90ern aufhörten – Rock statt Metal, giftige Hymnen statt geifernder Heavyness. Und doch setzen gerade die synthetischen, psychedelischen Einschübe frische Duftmarken, gehen einen mutigen Schritt in die Zukunft und passen doch wie Arsch auf Eimer zu den Finnen. Zehn richtig gute Songs zwischen energiegeladenen Garagen-Rockern und verträumten Ohrwürmern geben sich erfrischend und sympathisch – hoffentlich nicht das letzte Studiowerk der Veteranen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.03.2023
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

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