Wet Leg – Wet Leg

Wet Leg
(c) Hollie Fernando

Sie kennen sich, seitdem sie 17 sind, spielten in denselben Bands, hingen mit denselben Leuten ab … doch erst als Rhian Teasdale – kurz davor, ihre Karriere an den Nagel zu hängen – für ein paar Festival-Dates Hester Chambers als Gitarristin für ihr ursprüngliches Soloprojekt an Bord holte, passte plötzlich alles. Wet Leg waren geboren und gehen seit dem Release ihrer ersten Single vor zehn Monaten durch die Decke. Jetzt kommt das Duo von der Isle of Wight mit einer ersten Platte daher, schlicht „Wet Leg“ betitelt und bis obenhin voll mit kleinen Indie-Perlen sowie Post-Punk- und Pop-Einlagen.

Ihre ersten Hits sind natürlich allesamt an Bord, speziell „Chaise Longue“. Dieser vorwitzige Track mit skurrilem Humor sollte Wet Leg einst vorstellen. Hibbelige Post-Punk-Rhythmik, krachende Indie-Disco und pumpende Energie sind die Zutaten für einen Überflieger. „Oh No“ könnte man ebenfalls bereits kennen. Die Britinnen fallen mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus, auf einem wunderbar simplen Riff aufgebaut, so einfach wie genial. Inmitten der Dissonanz verbirgt sich ein sympathischer Ohrwurm. Ein solcher ist auch „Wet Dream“, das nur oberflächlich zurückhaltender wirkt. Stattdessen brodelt es heftig, die nervöse Energie kommt sehr gut.

Überhaupt ist dieser Erstling bis obenhin voll mit kleinen Perlen. In „Supermarket“ erinnern Wet Leg etwas an Jade Bird. Der schrammelige Indie-Ansatz, gepaart mit brodelnder Leidenschaft, kommt gut. Hingegen fällt der Opener „Being In Love“ mit der Tür ins Haus, zieht einen dominanten Basslauf nach vorne und klatscht eine melodische Auflösung im Vorbeigehen dazu. Nach zwei Minuten sackt der Track schon wieder in sich zusammen. Hingegen wirkt „Loving You“ poppig, etwas verliebt und fluffig, deutet frühlingshafte Loops an. Darauf kann natürlich nur das kraftvolle „Ur Mum“ folgen, ein weiterer kleiner Leckerbissen.

Davon haben Wet Leg mehr als genug im Angebot. Ihr erstes Album bestätigt nicht einfach nur den wunderbaren Eindruck der bisherigen Singles, es wächst sogar noch darüber hinaus. Abwechslung pur, starkes Songwriting, klassische Indie-Hits, gefühlvolle Momente und abstruse Einschübe geben sich die Klinke in die Hand. Kaum ist „Wet Leg“ vorbei, wandert der Finger automatisch zur Repeat-Taste, immer und immer wieder. Zwölf grandiose Tracks, null Verschnitt und beeindruckende Reichweite sprechen für ein fantastisches Debüt. In knapp 37 Minuten etablieren sich Wet Leg als einer der wichtigsten neuen Top-Indie-Acts 2022.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 08.04.2022
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)

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