The Sonic Brewery – Can’t Kill Rock’N’Roll

The Sonic Brewery
(c) Hannes Höchsmann

Vor viereinhalb Jahren fingen sie die Magie ein, jetzt retten sie Rock: Ein wenig Pathos darf schon sein, wenn The Sonic Brewery antreten, denn der beherzte Einsatz des Quartetts weckt tatsächlich müde Lebensgeister und birgt hohen Unterhaltungswert in sich. Mit „Face The Magic“ tauchten sie im März 2019 in spannende Blues-Rock-Welten ein, überwiegend in den 70ern verhaftet, traditionell veranlagt und doch ohne jegliche Scheuklappen. Genau daran wollen sie nun anknüpfen und sich zugleich musikalisch öffnen. „Can’t Kill Rock’N’Roll“ traut sich hörbar mehr zu und profitieren von diesem hörbaren Bock auf Rock.

Dass im eröffnenden Titelsong Psychedelic-Anteile mitmischen und das Geschehen entfremden, passt ins Geschehen. Schweißtreibende Heavyness trifft auf verspielte Verzückung, dreieinhalb Minuten lang in „Can’t Kill Rock’N’Roll“ auf den Punkt gebracht. Hingegen holt das folgende Mini-Epos „Don’t Wanna Die“ Vertrautes aufs Parkett und setzt auf einen frischen Anstrich. Befreites Aufspielen und ordentlich Unterhaltungswert finden zusammen, begleitet von Classic-Rock-Referenzen und einem butterweichen Abgang. Dass darauf das semi-balladeske, zeitweise sogar leicht folkige „Giorgio“ folgt, passt ins Bild. Es ist der einzige Song, der vielleicht einen Hauch kürzer hätte ausfallen dürfen.

Rundherum treten The Sonic Brewery jedoch den erhofften (und hochverdienten) Siegeszug an. In aller Kürze mimt „Bad Guy“ den alten Blueser, heavy und verspielt zu gleichen Teilen, von der beseelten Mundharmonika angetrieben. In „Mercury Of Dreams“ kommt hingegen etwas Led Zeppelin durch – stellvertretend für den höheren Classic-Rock-Anteil dieser Platte, sehr unterhaltsam und virtuos. Die Nachdenklichkeit des abschließenden „Jokercreek“ liefert den Basis für das nächste Mammut, mit dem sich das Quartett in einen Rausch spielt. Zwar hebt der Song nie komplett ab, doch weiß die Meditation über ein drückendes Leitmotiv zu unterhalten, prägnanter Basslauf inklusive.

Kein kompletter Gezeitenwechsel, dafür unterhaltsame Weiterentwicklung mit starken Songs: The Sonic Brewery verzichten dankenswerterweise darauf, den Blues komplett aufs Abstellgleis zu schieben, und schreiben stattdessen richtig gute Rocksongs, die sich mehr denn je in klassische Gefilde vorwagen und dabei eine ureigene Handschrift tragen. „Can’t Kill Rock’N’Roll“ zelebriert ein komplettes Genre mit Herz und mit Gusto, wagt und gewinnt. Diese spannende Rockplatte zeigt eine Band, die nichts von einem schwierigen zweiten Album hält, sich stattdessen freispielt und richtig große Tracks aus dem Ärmel schüttelt. Es kann manchmal so einfach sein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.11.2023
Erhältlich über: Sun King Music (Broken Silence)

Website: www.thesonicbrewery.com
Facebook: www.facebook.com/TheSonicBrewery