Frank Carter & The Rattlesnakes – Blossom
„I’m so sick of singing about hate / It’s never gonna make a change“, sang Frank Carter vor zweieinhalb Jahren auf dem Debütalbum von Pure Love, sein deutlich harmonischeres Projekt nach jahrelange Tätigkeit als Gallows-Frontmann. Pure Love sind allerdings schon wieder Geschichte, also widmet sich der Brite nun einem neuen Schauplatz mit der Band The Rattlesnakes. Und, siehe da: Auf dem Debütalbum „Blossom“ kehrt Carter über weite Strecken nun wieder zum dreckigen Gallows-Sound zurück und rotzt ordentlich in die Menge.
Konsequent oder nicht, das liegt freilich im Auge des Betrachters. Musikalisch funktioniert diese Rückkehr zu den musikalischen und textlichen Wurzeln aber sehr gut. Wenn er sich in den ersten Teil von „Paradise“ mehr und mehr hineinsteigert, über dissonante Hardcore-Punk-Riffs knurrt und schließlich verächtlich ausspuckt, erinnert das durchaus an Gallows. Die ruhigere, nicht minder spannungsgeladene zweite Hälfte greift das Thema auf und experimentiert mit musikalischer Zerrissenheit, wohl aus Carters Leben gegriffen.
35 Minuten lang packt er den Dampfhammer aus und macht Druck über Gebühr. Bereits der schnittige Opener „Juggernaut“ bietet die gewohnte Mischung aus Hardcore und Punk, „Rotten Blossom“ mutiert zum fiesen Street-Track und „Fangs“ brilliert mit ungebremstem Lärm, mit Stakkato-Attacken und Noise-Ausflügen. Selbst das sperrige „I Hate You“, eine einzige Tirade an Flüchen und anderen Kraftausdrücken, hat trotz unorthodoxer Midtempo-Präsentation und überwiegend spärlicher Instrumentierung einen gewissen Charme.
Frank Carter ist zurück, wütet, hasst, steigert sich in seine Emotionen hinein und gibt gewohnt scharfzüngige, pointierte Kommentare zum Status Quo von sich. „Blossom“ ist aber kein purer Husarenritt zwischen Hardcore und Punk, sondern ein ausgewogenes Wunderwerk mit attraktiven ruhigen Momenten, gelegentlichen Bombenteppichen und wohligen Erinnerungen an Nadelstiche und Schreikissen. Willkommen zurück.
Blossom
VÖ: 28.08.2015
International Death Cult / Kobalt Label Services (Rough Trade)
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