Waste A Saint – Hypercarnivore

Waste A Saint
(c) Daniel Eriksen

Trondheim ist eine Rock-Stadt. Hier gibt es sogar ein eigenes Museum, das der Rock- und Pop-Geschichte des Landes gewidmet ist. Zudem bringt sie immer wieder fantastische Bands hervor, siehe und höre aktuell Waste A Saint. Im Herbst 2015 gegründet, veröffentlichte das Quartett mehrere Singles und eine EP, gespickt mit Fuzz-, Alternative- und Stoner-Anleihen, kraftvoll und schillernd zugleich. Das erste Album „Hypercarnivore“ soll die berauschende Bühnenenergie einfangen und außerdem auf große Pläne für den europäischen Festivalsommer vorbereiten.

Das Energielevel ist hoch, das Herzblut in jeder Note greifbar. „The Healer“ entpuppt sich als röhrender, wilder Exkurs, der selbstverständlich von Bogey Stefansdottirs Stimmgewalt lebt, gerade im knackigen Refrain. Rundherum baut sich eine wahre Rockwand auf, von Distortion, abgehangenen Fuzz- und Stoner-Riffs sowie souliger Energie begleitet. Ähnliches bemüht „Superego“, das inmitten des Dickichts durchaus klassische Vibes bemüht, zumindest bis die Gitarre wieder in Richtung Wüste abdriftet. Die ruppigen, bekömmlichen Muskelspiele machen Laune.

„Feet To The Fire“ ist das Opus Magnus, eine mehr als sieben Minuten lange Monstrosität, die alle Qualitäten zusammenbringt. Stefansdottir singt, heult den Chorus geradezu herbei, der Spagat zwischen hymnischem Hauptteil, wunderbar schwerfälligen Strophen und ausgelassenen Jams rundherum lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen. Das wunderbar frontale, knappe „I See You Disappear“ sowie der verruchte, lässig groovende Opener „Shoot Your Way Out“ wollen ebenfalls nicht unter den Tisch fallen. In zweiterem Track kommt die ohnehin starke Rhythmusabteilung richtig schön durch.

Die pure Freude an wilden Rockklängen mit Herz und Seele ist in jedem Moment greifbar und macht diese Platte so unheimlich sympathisch. „Hypercarnivore“ fällt mit der Tür ins Haus, übersteuert nach Lust und Laune, dreht komplett am Rad und packt doch so viel Gefühl in jede Note. Stefansdottir ist eine grandiose Sängerin, die Band spielt unheimlich kompakt, zudem sorgt der betont drückende, unsaubere Mix für dieses herrliche Livegefühl, als würden die Norweger ihre neun Tracks mitten ins Gesicht singen. Waste A Saint liefern einen packenden Einstand, der mit jedem Durchlauf wächst und gedeiht, so zeitlos wie hypnotisierend.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 22.04.2022
Erhältlich über: All Good Clean Records (The Orchard / Stickman)

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