False Lefty – Time Will Tell

Drei Drums, eine dreisaitige Gitarre und zwei Wahlkölner, die ihr eigenes Ding durchziehen – das hört sich erst einmal wunderbar schräg an. False Lefty, das sind Veva und Thomas, verstehen sich auf einen treibenden, eigenwilligen Indie- und Alternative-Sound, der sympathische Melodien mit mächtig Volumen verbindet und dabei schon mal an July Talk erinnert. Eine erste EP landete mitten im Herz, diverse Support-Gigs und Festival-Auftritte im Anschluss unterstrichen die Qualitäten des Duos. Nun wagen sie sich mit „Time Will Tell“ höchst erfolgreich an ein erstes komplettes Album.
Der beherzte Opener „Throwing Words“ landet ohne Umwege im Ohr, bringt zwei unterschiedliche Stimmen zusammen und besinnt sich musikalisch auf das Wesentliche, geht halbwegs optimistisch nach vorne und schüttelt aus dem Nichts einen kleinen Hit aus dem Ärmel, erst unscheinbar, dann unwiderstehlich. Eben das ist die Stärke von False Lefty, die auch in „4/7, Hello!?“ durchkommt. Titel und Arrangierung scheinen sich gerne mal im Weg zu stehen. Das gemächliche Aufbranden mit feinem Post-Punk-Unterton und dem smarten, understateten Chorus bleibt jedoch hängen, auf schwer in Worte zu fassende Weise.
Vieles hieran ist kaum zu beschreiben, so sehr man sich auch bemüht. Die konsequente Reduktion des folgenden „You Don’t Know Your Name“ lässt beispielsweise so wenig Licht wie möglich rein, arbeitet sich stoisch nach vorne und lebt den Kontrast von Thomas‘ tiefer, bedrückter Stimme und Vevas hellen Vocals. Dieses Rezept ist nicht neu, aber mindestens so gut wie das knuffige und zugleich energische „Queens Of Lefty“, das selbstbewusst nach vorne geht und so fieberhaft wie menschenmöglich durch die Garage reitet. „Admit Defeat“ erobert auf Umwegen, gerade wenn es im Schlussakt etwas lauter wird, während der Stomper „Daddy“ richtig schön eskaliert.
Das hier ist erstaunlich schwere Kost, auch wenn man das zunächst gar nicht so recht wahrhaben will. False Lefty spielen zwar gekonnt mit Leerstellen und Laut-Leise-Dynamik, lassen die Musik nur selten richtig atmen. Für dieses Mindestmaß an Instrumentierung passiert verdammt viel, nahezu komprimiert und energisch. Der Drive dieses ersten Albums beeindruckt, bevor sich die spezielle Magie der Songs nach und nach ergibt. Und die lässt sich tatsächlich kaum in angemessene Worte kleiden, denn die Mischung der Stimmfarben, das Anschwellen der Arrangements, die bekömmlichen Melodien und der angedeutete Mittelfinger in Richtung klassische Songstruktur machen Spaß. „Time Will Tell“? Von wegen, denn schon jetzt ist klar, dass False Lefty Großes ins Haus steht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 28.11.2025
Erhältlich über: Haldern Pop Recordings
Website: www.false-lefty.com
Facebook: www.facebook.com/p/FALSE-LEFTY-100089614882977
