Pabst – This Is Normal Now

Der Abriss nimmt weiter Form an: Seit ihrer ersten EP vor nunmehr stolzen neun Jahren zählen Pabst zu den absoluten Meistern schrammelnder Gitarren und kantiger Hooks. Gleichzeitig ringen sie mit den Schattenseiten der Gegenwart. Bereits „Crushed By The Weight Of The World“ wusste vor gut drei Jahren, dass es wohl keinen Weg zurück aus der gesellschaftlichen und globalen Sackgasse gibt. Somit bleiben zwei Optionen: Spätkapitalismus zerstören oder in die Musik flüchten. Das Trio hat sich für beides entschieden und dreht mit wachsender Begeisterung am Rad. „This Is Normal Now“ sitzt im brennenden Zimmer und richtet den Blick langsam von innen nach außen.
Begleitend ihr zu ihrem vierten Studioalbum erfanden Pabst eine neue Musikrichtung: Hyper Rock – laut, kratzig, etwas überdreht, gerne mal unbequem und zugleich eingängig wie Sau. Ganz vorne mit dabei ist „I Felt All There Is To Feel“ mit den australischen Leidensgenossen DZ Deathrays. Es brodelt ab der ersten Sekunde, dann baut sich eine undurchdringliche Wand auf und holt Eingängigkeit der noisigen Art in die Garage, während sich die Stimmbänder überschlagen. Hingegen setzt „Twenty Three“ mit Blush Always auf große, fluffige Gitarren, auf Alternative, Grunge und Gaze, gepaart mit ganz viel Pop. Diesen Spagat zwischen voller Kante und Eingängigkeit beherrscht auch der dritte Song mit Gastbeitrag, das energische „Big Big Heart“ mit den famosen Snake Eyes.
Doch eigentlich brauchen Pabst keine Unterstützung, um abzuräumen, wiewohl diese willkommen ist. Da wäre unter anderem „Cool Car, Stupid Decisions“ mit seinem prägnanten Riff und den lässigen Yeahs – ein Track für die Straße mit vorwitzigem Break mittendrin. In „Orca Whale“ wird der Sound tatsächlich noch einen Tacken voluminöser und lässt sich auf den Schwingen hymnischer Schwere treiben. Auf der „Heavy Metal Junk Island“ strandet eine Homme-Gitarre und pusht das Powerhouse zu neuen Höhen, wie wohl der charmante, poppige Einschub mittendrin ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Schlussendlich überrascht „Prepaid“ mit einem Hauch frühe Dúné und geht im abgefuckten Sprint weiter und weiter nach vorne.
Hier spielt sich jemand in den Rock-Olymp und lässt alle daran teilhaben. Von Konventionen und 08/15 hielt das Trio so und so noch nie übermäßig viel, doch scheinen sich Pabst nun endgültig von letzten imaginären Fesseln zu befreien und machen einfach, so laut, kantig, schroff, aufbrausend und zugleich eingängig bis harmoniebedürftig wie eh und je. „This Is Normal Now“ klingt schlicht und ergreifend in jeder Hinsicht kraftvoller und selbstbewusster, hat von vorne bis hinten ausschließlich fantastische Songs im Gepäck und überrollt zugleich in seiner Gesamtheit mit purer Begeisterung. Erst mit seiner Intensität und Spielfreude geradezu erdrückend, dann mit seinen Hits unfassbar gut: Pabst legen ihr bislang bestes Album und zugleich ein spätes Highlight für dieses Musikjahr hin.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 28.11.2025
Erhältlich über: Ketchup Tracks (Edel)
Website: pabstrules.com
Facebook: www.facebook.com/pabstband
