Pabst – Crushed By The Weight Of The World
Sicherlich nicht katholischer, aber um Welten attraktiver: Pabst melden sich zurück. Die Berliner veröffentlichen ihre Platten im lockeren Zwei-Jahres-Rhythmus und tauchen dabei tief in die ruppigen, eingängigen und dreckigen Rock-Seiten der 90er und frühen 00er-Jahre ein. Sauber, schroff und sehenden Auges dem Untergang entgegen: Ihr drittes Album nennen sie „Crushed By The Weight Of The World“, und der Name ist mit Sicherheit Programm. Zwischen Selbstironie, Resignation und beißender Wut setzen sie sich mit einer prä-apokalyptischen Welt auseinander, die kurz vor dem wohl unvermeidbaren Zusammenbruch steht.
Im Quasi-Titelsong „Crushed“ kollidieren etwaige Befindlichkeiten und Mental-Health-Trendreiterei mit dem lebhaften Sound, der gefühlt in sämtliche Richtungen gleichzeitig zieht. Punk, Alternative, etwas Garage und letzte Grunge-Riffs erhalten einen dezent eingängigen Anstrich, von wütenden Schreien und greifbarem Frust begleitet. Irgendwie ist alles beschissen, doch selbst in einsetzender Resignation ist noch nicht alles vorbei: „No Future? No Thanks!“ darf als Statement verstanden werden. Die Pop-Punk-Untertöne kommen überraschend und brennen sich sofort ein, der verschmitzte Refrain macht Laune.
Schließlich kommt in „Mercy Stroke“ der Mittelfinger raus. Eigentlich ist eh schon alles kaputt, also was können wir noch tun? Düstere Visionen treffen auf befreites Aufspielen, auf ordentlich Drive, auf kantige Kauzigkeit. Hingegen nimmt „You Blink, You Miss It“ das Tempo raus und kehrt zurück zum Grunge, von etwas Gaze und sogar dezent poppigem Charme begleitet. Übersteuerung und bleierne Schwere drohen in einem Meer an Distortion zu ersaufen, berappeln sich jedoch auf clevere Weise. Im Vergleich dazu wirkt „Say My Name“ fast schon brav, liebreizend und radiofreundlich, doch hinter dem reduzierten College Rock steckt ein tückischer doppelter Boden.
Die Süße des einsetzenden Untergangs gibt sich erstaunlich lebensbejahend. Pabst halten herzlich wenig davon, sich ins Tal der Tränen zu stürzen, und geben einen feuchten Kehricht auf damit verbundene Befindlichkeiten. Stattdessen geht „Crushed By The Weight Of The World“ unaufhörlich nach vorne, spuckt unverschämt eingängige Momente aus, gestaltet seine Riffs noch dicker und ersäuft in der Verzerrung … der Instrumente und des eigenen Empfindens. Mit dem dritten starken Album in Folge etabliert sich das Trio endgültig als Meister der harmonischen Kauzigkeit und wütend-poppigen Riffsalven.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 02.09.2022
Erhältlich über: Ketchup Tracks (Membran)
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