Pabst – Deuce Ex Machina

Pabst
(c) Max Hartmann

Vor knapp zwei Jahren gingen Pabst mit elf Songs geradezu durch die Decke. „Chlorine“ erwies sich als räudiger, unverschämt eingängiger Bastard von einem Debütalbum, ungeschliffen und doch so voluminös mit seinen fiesen, knackigen Hits. Seither tourte das Berliner Trio fleißig durch die Lande, gründete ein eigenes Label und konnte sich die Dienste von Moses Schneider sowie Magnus Wichmann für den Nachfolger sichern. Tatsächlich hört man deren Feinschliff auf „Deuce Ex Machina“, an der zwingenden Wucht des Pabst’schen Sounds hat sich allerdings herzlich wenig geändert.

Das neue Material wurde im Rahmen von elf verschiedenen Live-Sessions aufgenommen und verbindet Spontanität und Schweiß mit der nötigen Feinmechanik. Songs wie „Legal Tender“ klingen daher nun noch eine Spur größer, als das zuvor vielleicht der Fall gewesen wäre. Wie sich die bratenden Gitarren entladen, wie die Vocals durch das mitreißende Arrangement reiten – simpel und doch so effektiv. Das bereits bestens bekannte „Ibuprofen“ ist sonnig, wütend und verzerrt. Knackige Drumsalven treiben den Refrain vor sich her, die Hook klingt nach Kalifornien und nimmt dennoch den Freibad-Elan des ersten Albums mit.

Volltreffer setzt es abermals am laufenden Band. „Fugitive (Another Song About Running Away)“ scheint immer größer zu werden, tritt noisige Fast-Stoner-Riffs los und rüpelt sich durch die Garage. Das folgende „Hell“ scheint tatsächlich für wenige Momente in der Wüste angekommen zu sein. Dafür gibt sich „Machina“ einfach nur laut, launisch und spielfreudig mit einem angedeuteten Gitarrensolo, das an vergleichbare Beatsteaks-Versuche erinnert. Der Schneider’sche Kreis schließt sich. „Skyline“ und „My Apocalypse“ bemühen hingegen die zurückgelehnten Pabst und machen mit mehr Melodie ebenfalls sehr viel richtig.

Pabst justieren nach, ohne sich auch nur im Geringsten vom packenden Mix ihres Debüts zu verabschieden. „Deuce Ex Machina“ ist die logische Weiterentwicklung von „Chlorine“ – etwas kontrollierter, etwas kompakter und dennoch weiterhin unberechenbar, laut, rüpelhaft und zugleich unverschämt eingängig. Elf neue, potenzielle Lieblingssongs geben sich die Kante und etablieren die Berliner als exzellente Songwriter. Wird Zeit, dass mehr Leute von ihrer Klasse Notiz nehmen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.06.2020
Erhältlich über: Ketchup Tracks (Membran)

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