Papir – IX

Ja, sie können zählen, versprochen. Und doch scheinen Papir eine Nummer ausgelassen zu haben. „VIII“ oder „8“ wurde aber keinesfalls übersprungen, wie das Trio aus Kopenhagen zu Protokoll gibt, man sei bloß mit dem Ergebnis (noch) nicht zufrieden. Irgendwann wird diese Platte aber kommen, das ist fest versprochen. Somit steht nun „IX“ in den Startlöchern und macht exakt dort weiter, wo „7“ vor drei Jahren aufgehört hatte. Dürfen es vielleicht noch ein paar Nummern mehr sein? Nein? Gut, denn der mittlerweile vertraute Sound zwischen Krautrock, Psychedelia und Ambient verdient so und so volle Aufmerksamkeit.
Es gibt weiterhin weder anständige Songtitel noch Vocals, doch treten die Dänen keinesfalls auf der Stelle. Im Gegenteil, der neue Stoff klingt offener und luftiger denn je, traut sich mehr und schwebt dennoch gar leichtfüßig durch die Szenerie. Bestes Beispiel dafür ist „IX.III“, dessen Basslauf zwar durchaus schroff bis energisch ausfällt, doch hat das gesamte Arrangement drumherum jene Lockerheit gepachtet, die Papir so spannend macht. Selbst die etwas lauteren Passagen mit angedeuteter, schemenhafter Düsternis passen ins Bild und führen letztlich zu einer suchenden, harmonischen Auflösung – klingt nach einem Widerspruch und ergibt doch so viel Sinn.
Kleine Schmankerl und willkommene Überraschungen gibt es immer wieder zu vernehmen. Wie die jazzigen Untertöne von „IX.IIII“, das sich aus dem gefühlten Nichts einen Außenbordmotor anschnallt und nach der Zwei-Minuten-Marke zu tanzen beginnt. Oder die butterweichen Texturen von „IX.I“, die Ambient-Klänge wie eine Maultrommel klingen lassen und eine singende Gitarre gegen erstaunlich forsche Uptempo-Kraut-Parts stellen. Spannend ist auch das abschließende „IX.IIIIIII“, als Jam von 21 Minuten Spielzeit angenehm wild, voller gezielter Häutungen und meditativer Zäsuren. Das Can nicht jeder, wobei der angerissene Math-Part nach 13 Minuten besonders begeistert.
Natürlich zwingt die beinahe obligatorische Überlänge beinahe in die Knie, doch gehört das bei den Dänen inzwischen dazu, weit über 70 Minuten launenhaft, verspielt und stellenweise überraschend vertrackt. Ihr Faible für Ambient leben Papir zwar weiter aus, vielleicht sogar noch stärker als auf den Vorgängern, doch können die ellenlangen Songs mit ihren Jams auch ganz andere Seiten aufziehen. Vermehrt jazzige Einflüsse, ein wenig Düsternis und Melancholie, ja sogar ein Hauch von Math und Post Rock mischen auf „IX“ mit und sorgen für frischen Wind inmitten bestens bekannter, vertrauter Klänge. Mächtig, mitreißend, verzaubernd und unterhaltsam wie immer – Paper liefern in gewohnter Manier ab.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 21.11.2025
Erhältlich über: Stickman Records (Indigo)
Facebook: www.facebook.com/papirband
