Papir – 7

Papir
(c) Papir

Auf ihren bisherigen Alben loteten Papir die Grenzen von Kraut, Psych und Prog aus. Ihre rein instrumentale Kunst, gerne mit etwas Jazz versehen, verzichtet allerdings auf ausladende technische Wirbelstürme und bemüht sich stattdessen um den Fluss der Dinge. Diesen stellen die Dänen nun erst recht in den Mittelpunkt, denn „7“ – erstmals keine römische Ziffer – packt sämtliche Pedale weg und sucht stattdessen nach der gemächlichen Eitelkeit der Dinge. In anderen Worten: Betörender, tiefenentspannter Ambient-Sound hält Einzug.

Ein Song nimmt die ganze A-Seite ein, „7.1 (Parts I-III)“. Diese dreiteilige Suite erstreckt sich über 20 Minuten und zeigt recht deutlich, was bei Papir im Jahr 2022 angesagt ist. Konsequente, fokussierte Entschleunigung bildet das Rückgrat dieser Platte, auch wenn es hier stellenweise fast schon lebhaft vor sich geht, fast wie eine Brücke zum Vorgänger. Zaghaft aufbrausende Momente, gerade zu Beginn, zeugen von Esprit und Dynamik, doch verschwindet dieser anfängliche Elan schnell. Vermehrt ziehen sich die Dänen ins Idyll zurück und meditieren über der Leichtigkeit des Seins. Schwebende Klangschleifen und bewusste Reduktion setzen zaghafte Kräfte frei.

In dieser Gangart geht es weiter, wenngleich etwas kürzer, sofern man das so nennen möchte. „7.2“ lässt zumindest das Schlagzeug gelegentlich ein paar präzise Hits landen, rundherum kollidieren hingegen Ambient, Post Rock und die Kraut-Vorstufe zur Elektronik, breiten vorsichtige Schwingen aus. Entspannungsmusik in Reinkultur bietet „7.3“, auf ein absolutes Minimum reduziert, sich gemächlich vorantastend, die Zwischentöne akzentuierend. Ab und an streut die Gitarre kurze, lebhafte Momente ein, doch verfliegen diese sofort. Nun krönt „7.4“ das Geschehen mit Aufbruchsstimmung, verhalten aber doch, etwas kraftvoller.

Trotzdem passiert wenig, und gerade das macht Laune. Papir entschlacken beinahe bis zur Unkenntlichkeit und rennen offene Türen ein. Nach einem kurzen anfänglichen Energieschub zieht sich „7“ immer weiter zurück, teilt sich seine Kräfte ein, betont den steten Fluss der Dinge. Dieser neue Ambient-Ansatz bekommt dem vertrauten Mix erstaunlich gut. In der Lässigkeit des Seins steckt Kraft, steckt Motivation. Mit einer etwas anderen Traumreise melden sich die Kopenhagener in bestechender Form zurück.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.01.2022
Erhältlich über: Stickman Records (Soulfood Music)

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