Papir – VI

Papir
(c) Stickman Records

Nur wenige Bands verstehen es, ihre leicht entrückte Musik so homogen zu gestalten wie Papir. Seit 2010 veröffentlichen die Dänen regelmäßig Musik, tief in Psychedelic, Kraut und sogar Jazz verhaftet. Auch wenn sich der Schwerpunkt gerne mal verschiebt, der melodisch-rhythmische Kern bleibt bis heute Fixpunkt in den spannenden Klangforschungen des Trios aus Kopenhagen. Auf das spannende Doppelalbum „V“ folgt, man wird es bereits erraten haben, „VI“.

„VI.III“ bringt diesen vertrauten, verfeinerten und doch etwas anderen Sound prima auf den Punkt. Von den ersten Sekunden dieses Neunminüters schleicht sich eine feinsinnige, zunächst noch überaus zögerlich angeschlagene Melodie in das Arrangement ein und will einfach nicht weichen. Daran kann auch der röhrende Bass nicht rütteln, die jazzig veranlagten Drums sowieso nicht. In bester Post-Rock-Manier dringt das fast schon eingängige Leitmotiv sukzessive an die Oberfläche vor, breitet sich immer weiter aus und, ehe man sich versieht, dominiert das Arrangement in der zweiten Hälfte nach Belieben.

Nicht jeder Exkurs bleibt sofort hängen, aber das ist auch kein Problem. Wenn beispielsweise der Rausschmeißer „VI.IV“ zwischenzeitlich ein überraschend brachiales Riff zu seinen wüsten Drumsalven schickt, reißt das vom Hocker und lässt den lauten, überdrehten Abschluss mit schroffen Psych-Salven zum Siegeszug reifen. Im eröffnenden „VI.I“ brodelt es hingegen von Anfang an, der erwartete explosive Ausbruch muss bis kurz vor Schluss warten und fällt schaumgebremst, gerade deswegen jedoch spannend aus. Wer hingegen die krautige Seite der Dänen zu schätzen weiß, lässt sich in den Bann von „VI.II“ ziehen.

Das Spiel mit Emotionen und Klangfarben wirkt gleichzeitig total spontan und bis ins letzte Detail durchdacht – als ob sich Papir treiben lassen würden, wobei genau das immer schon ihr Plan gewesen ist. „VI“ wirkt nicht nur aufgrund der verhältnismäßig verknappten Spielzeit kompakter als sein Vorgänger, es gibt sich zudem eine Spur eingängiger und fokussiert. Begeisternde Rhythmik und die betonte Zuwendung zur Melodie sorgen für einen weiteren Psych-Kraut-Leckerbissen des Trios aus Kopenhagen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.05.2019
Erhältlich über: Stickman Records (Soulfood Music)

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