Daniel Avery – Tremor

Daniel Avery
(c) Daniel Avery / Domino Records

Ob mit seinen DJ-Gigs, als beliebter Produzent oder mit seinen Soloalben: Der mittlerweile 39jährige Daniel Avery ist immer wieder gut für elektronische Überraschung. Zuletzt wagte er sich vor drei Jahren mit „Ultra Truth“ an ein Album mit diversen prominenten Gästen und Newcomern, was seinem Sound bestens bekam. Exakt dort macht der Brite nun weiter, mit noch mehr Stimmen, noch mehr unterschiedlichen Genres und Stimmungen. „Tremor“ spürt menschliche Erschütterungen und münzt diese in ein vielschichtiges, herausforderndes und doch komplett homogenes Album um – erstmals für Domino Records.

Zu den größten Überraschungen zählt sicherlich Post-Hardcore-Ikone Walter Schreifels (u. a. Rival Schools, Quicksand), der „In Keeping (Soon We’ll Be Dust)“ unterstützt. Irgendwo zwischen Ambient, Shoegaze und angetäuschtem Big Beat entsteht eine erstaunlich ruhige, fast meditative Klangreise, die immer wieder kurz abhebt, mit erstaunlicher Vehemenz. Das hat etwas von Post Rock, bloß auf komplett elektronische Weise. Hingegen fällt „I Feel You“ mit Art School Girlfriend flirrend und belebend aus, lässt den Beat langsam kommen und befeuert arty Synth-Pop-Ansätze mit technoidem Beat.

Wieder ein paar Türen weiter wird es schroff und lautmalerisch. „Haze“ bemüht zartes Vortasten in Richtung Industrial, wieder und wieder, während Ellies Gesang sehnsüchtig ausfällt, sogar ein wenig an Julie Christmas erinnert. Königlich und köstlich ist der Beitrag von Kills-Stimme Alison Mosshart, die „Greasy Off The Racing Line“ aufmischt. TripHop und Noise kollidieren, als würde ihre Hauptband gemeinsame Sache mit Tricky machen, gespenstisch und bedrohlich. Es geht übrigens auch ganz allein, wie im Titelsong „Tremor“, dessen Metalgaze-Eruption starke Parallelen zu Deftones zieht, oder der magische Ambient-Track „A Memory Wrapped In Paper And Smoke“.

Es zieht und zerrt, es surrt und kratzt, es geht nicht mehr aus dem Ohr: Zunächst fällt Daniel Averys neuester Streich etwas überfordernd aus, doch schon bald kann man sich dessen Magie nicht mehr entziehen. „Tremor“ hat natürlich eine imposante Gästeliste zu bieten, mit ordentlich Prominenz und spannenden, weniger bekannten Stimmen, macht aber auch musikalisch richtig viel her. Das Spiel mit elektronischen Stimmungen, technoider Wucht, mit Indie-, Industrial- und sogar metallischen Ausritten kommt richtig gut. Und doch findet letztlich alles seinen aufwühlenden, erschütternden gemeinsamen Nenner. Averys bislang bestes Soloalbum macht Lust auf mehr.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 31.10.2025
Erhältlich über: Domino Records

Website: danielavery.co.uk
Facebook: www.facebook.com/danielmarkavery