Like We Are – Your Diary

Metalcore ohne Metal? Klingt erst mal schräg, doch grundsätzlich könnte man den Stil der Österreicher von Like We Are durchaus so beschreiben. Treffender wäre aber wohl noch die Betitelung ‚Rockcore‘. Typische Metalcore-Elemente wie Breakdowns, der Wechsel zwischen harten Strophen und melodischen Refrains sowie auch vereinzelte Shouts lassen sich zwar durchaus im Sound der Band finden, darüber hinaus aber eben auch massive Anleihen aus dem Alternative Rock und teils auch aus der Popmusik. Das Quintett um Sänger Andreas Schmid veröffentlichte bereits 2022 die Debüt-EP „Elevate“ und wollte das erste Album – produziert von Annisokay-Sänger Christoph Wieczorek – bereits ein Jahr später herausbringen. Letztlich hat sich die Band aber doch mehr Zeit gelassen und nun, Ende 2025, erblickt „Your Diary“ endlich das Licht der Öffentlichkeit.
Der Spruch „gut Ding will Weile haben“ trifft hier dann durchaus zu, denn Like We Are haben ein ausgereiftes, ganze fünfzehn Tracks umfassendes Album geschaffen, das mit dem Song „Over“ auf eher rockig-entspannte Weise beginnt, um beim zweiten Song „Dead To Me“ in die Post-Hardcore-Richtung zu schielen. Erstmals etwas härter geht es dann bei „Half A God“ und „Closer To You“ zur Sache – Breakdowns und Shouts inklusive. Bei „Disintegrate“ legen Like We Are dann noch eine Schippe drauf und wandeln erstmals auf traditionellen Metalcore-Pfaden – wenn auch weiterhin mit starkem Fokus auf melodiöse Elemente. Dass die Band aber auch keine Scheu vor Ausflügen in die zeitgenössische Populärmusik fürchtet, beweist schließlich nicht nur das OneRepublic-Cover „Secrets“, sondern auch die elektronisch unterlegte Rap-Rock-Nummer „Still Breathing“, die zum Ende hin dann aber doch noch ein überraschend hartes Breakdown in petto hat.
Tatsächlich liefern Like We Are mit „Your Diary“ ein sehr abwechslungsreiches Album ab, das nicht nur mit den bisher genannten Titeln zu überzeugen weiß, sondern auch zum Ende hin noch ein paar Highlights in petto hat – besonders das stellenweise überraschend schnelle „One Man Army“ und das supereingängige „Take Home This Trash“ sollten hier Erwähnung finden. Leider bewegen sich aber nicht alle Titel auf diesem Level, mit der mehr als laschen Rocknummer „Who Am I“ und dem ebenfalls schwachen Abschlusstitel „Still Moving On“ haben leider auch zwei Stinker ihren Weg auf das Album gefunden, während sich „Paralyzed“ und „This Time“ auf bestenfalls durchschnittlichem Level bewegen. So schön die üppige Albenlänge von über 50 Minuten auch ist, hätte die Band ihr erstes Album hier und da doch etwas straffen können.
Abseits der genannten Kritikpunkte kann man Like We Are zu ihrem Albendebüt aber nur beglückwünschen. „Your Diary“ ist ein richtig starkes Album in der Schnittmenge zwischen Alternative Rock, elektronischen Spielereien, Rap Rock, Post-Hardcore und – nun ja – Metalcore geworden. Insbesondere jenen Musikliebhabern, denen klassischer Metalcore mehrere Spuren zu hart ist, die aber dennoch mal sanft ins Genre hineinschnuppern wollen, kann das Album wärmstens ans Herz gelegt werden. Sofern es Like We Are gelingt, ihren Sound noch etwas zu entschlacken und ihr musikalisches Profil zu schärfen, könnte die Band noch Großes vor sich haben – das Potential dafür ist definitiv vorhanden.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 12.12.2025
Erhältlich über: Inked Owl
Website: www.likeweare.eu
Facebook: www.facebook.com/likewearemusic
