Trivium – Shogun

Die Erfolgskurve von Trivium zeigt weiterhin steil nach oben. Kaum der Schule entwachsen, wurde „Ascendancy“ weltweit zu einem Melodic Death-Achtungserfolg. Quasi als Antithese zur Core-Scheuklappe erinnerte „The Crusade“ an Metallica. Viel mehr, Matt Heafy wollte nicht mehr brüllen, nicht mehr keifen. Glücklicherweise hat er seinen Schwur, diese Facette seiner Stimme nicht mehr einzusetzen, gebrochen, denn das neue Studioalbum „Shogun“ kombiniert das Beste seiner beiden Vorgänger.

Man höre sich den Opener „Kirisute Gomen“ an und staune. Neu-Produzent Nick Raskulinecz hat die Jungs das komplette Material live einspielen lassen und ihnen einen verdammt wuchtigen Sound verpasst. Heafy wechselt zwischen Thrash-Shouts und giftigem Gekeife, unterstützt von feinstem Drumming. Dann ein Riff zum Niederknien rein, gleich danach einen höchst eingängig gesungen Refrain eingeschoben – was ist denn da passiert? Trivium explodieren förmlich vor Spielfreude, schicken einen ausgedehnten Solopart hernach und lassen sich in bester Motörhead-Tradition ein falsches Ende einfallen. Raffiniert arrangiert, ein atemberaubender Auftakt.

Jetzt bloß nicht abschalten, hier ist noch längst nicht Schicht im Schacht. Gerade die beiden Singles „Down From The Sky“ und „Into The Mouth Of Hell We March“ offenbaren perfektes Mischverhältnis von klarem, eingängigem Gesang und wüsten Attacken, die Trivium 2008 perfekt symbolisieren. Mit „Insurrection“ wird sogar ein richtiger Thrasher gefunden, ein High-Speed-Headbanger mit feinem Maiden-Part. Ein wenig später wartet „Of Prometheus And The Crucifix“, bei dem besonders die Gitarrenarbeit zu loben ist. Wie da die zweistimmigen Soli über beinahe stoisch stampfende Drums hinweg fegen, ist eine Erwähnung wert.

Und dann ist da noch der abschließende Titeltrack, ein Monster von knapp zwölf Minuten. Bietet Wut und Dramatik zu gleichen Teilen, doch in Wahrheit ist es der Mittelteil, mit dem Trivium überraschen. Hier verstecken sich doch tatsächlich Prog-Einsätze, schmiegt man sich an King Crimson an, lässt auch Dream Theater aufmarschieren, nur um mit einer abschließenden Melodic Death-Attacke alles platt zu machen.

Wahrlich, „Shogun“ ist von vorne bis hinten stimmig. Füllmaterial gibt es nicht, viel mehr 67 Minuten Killer. Trivium haben es verstanden, aus ihren bisherigen Veröffentlichungen die richtigen Schlüsse zu ziehen und präsentieren ein kleines Meisterwerk, das nur wenig Luft nach oben lässt. Klassischer Metal trifft auf die neue Schule, Berührungsängste gibt es keine. Hier will jemand Metallica um den Jahresthron herausfordern.

VÖ: 26.09.2008
Roadrunner Records (Warner Music)
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Trivium – Down From The Sky