In Extremo – Am goldenen Rhein
Gefährlich ist sie allemal, die Veröffentlichungspolitik von In Extremo. Erfolgsalbum – Live-DVD – Erfolgsalbum – dazugehörige Akustik-Platte – Live-DVD. Der Reihe nach: Das aktuelle Album „Sängerkrieg“ ging in Deutschland auf Platz 1 mit Rückenwind durch den Bundesvision Song Contest und die eindrucksvolle DVD „Raue Spree“. Auch das entsprechende Akustik-Album wurde anständig aufgenommen. Nun steht „Am goldenen Rhein“ im Laden, Live-DVD zu „Sängerkrieg“ und zweiter visueller Silberling innerhalb von gut drei Jahren – darüber darf man durchaus diskutieren.
Nichts zu diskutieren gibt es allerdings über die Qualität dieser Veröffentlichung. Die in Köln aufgenommene Show der „Sängerkrieg“-Tour hat neben zahlreichen Hits des aktuellen Albums – „Sängerkrieg“, „Frei zu sein“ und das unverwüstliche „Sieben Köche“ – wirklich alles zu bieten, was das Fanherz begehrt. Ein heftig bandagiertes Einhorn, noch gezeichnet von einem Pyro-Unfall, zeigt sich als Vollprofi und wird dabei von seiner Mannschaft perfekt in Szene gesetzt. Natürlich darf die obligatorische Dudelsack-Choreographie in „Spielmannsfluch“ nicht fehlen, unterstützt von einem gut aufgelegten Publikum.
„Poc Vecem“ und „Ave Maria“ sorgen für Gänsehaut, „Liam“ will betanzt werden. Doch auch die beiden Gäste wollen nicht unerwähnt bleiben. Für „Ai Vis Lo Lop“ holen In Extremo Gründungsmitglied Conny Fuchs auf die Bühne, die auch prompt mit Sprechchören bedarft wird. Auch Charly von The Black Sheep darf für das fantastische Duett „Auf’s Leben“ – stilecht in einer Art Bistro dargeboten – nicht fehlen.
Damit platzt sie mitten in den großartigen Schlussakt, eingeleitet vom unkaputtbaren „Omnia Sol Temperat“, bei dem natürlich die Dudelsäcke einmal mehr auf Wanderschaft gehen. Der Zugabenteil wird von „Küss mich“ eingeleitet, dieses mal ohne Gefängnisoutfit. „Krummavisur“ und „Wind“ dürfen natürlich nicht fehlen, ebenso wie der obligatorische Abschluss „Villemann Og Magnhild“. Brennende Drumsticks, überdimensionale Pauken und die typischen Chants – funktioniert immer, passt als furioses Finale. Das breite Grinsen des Drumtech beim Ausblasen der Sticks spricht ebenso Bände wie der zum Reigen umfunktionierte Circlepit.
„Am goldenen Rhein“ ist in punkto Qualität ein typisches In-Extremo-Produkt. Guter Sound, gute Bildqualität, gute Show, anständige Extras. Die Tourdokumentation ist höchst amüsant, die Videos allerdings größtenteils bereits bekannt. „Raue Spree“ hatte vielleicht die bessere Show und das stärkere Album im Rücken, doch „Am goldenen Rhein“ punktet mit Herzblut, Charme und einem unheimlich euphorischen Live-Publikum. Zumindest als Fan muss man hier zugreifen, leicht seltsame Veröffentlichungspolitik hin oder her.
VÖ: 15.05.2009
Vertigo Berlin (Universal Music)
In Extremo @ Myspace | @ Amazon | @ Musicload
Liest sich super, ist geordert!